Ben Folds im Grünspan

Ben Folds auf der Bühne im Grünspan

Bewertung: 5 von 5

Oh – mein – Gott! Er war wieder da: Ben Folds kam nach Hamburg. Der Junge spielte im Grünspan auf. Einlass war um 19h und eigentlich hätte man auch tunlichst zu der Zeit vor der Tür stehen müssen, war das Konzert doch ausverkauft und somit der Laden proppe voll. Wir kamen erst kurz nach 20h rein, da spielte schon die Vorgruppe (bei einer Ein-Mann-Kapelle kann man eigentlich nicht von Gruppe sprechen) Corn Mo. Der Mann mit den langen Haaren hörte sich ein wenig wie ein singender Fleischklops aus den 80ern an. Leider hat man nicht sehr viel von ihm verstanden, war aber nicht allzu übel. Richtig lustig und das Publikum packend war sein Abschlusslied „Hava Nagila Monster„, was bester 80er-Metall war. Da gingen alle Köpfe gen Bühne und am Schluss gab’s dafür einen extra-dicken Beifall.

Um 21h betrat dann Ben mit Band die Bühne. Das Besondere an diesem Konzert war, dass es keine neue Platte im Vorfeld gab. Die kommt nämlich erst, so der Meister, im September heraus. Dafür hat er im ersten Viertel des Konzerts eine gute Hand voll bis dahin unbekannte Stücke gespielt, die schon wieder richtig Lust auf CD-Kauf machen! Sein allererster Satz kam allerdings nicht s.o. gut an und wurde auch prompt mit Gejohle quitiert. Hat er doch gesagt:

If there is a god, he will laugh about us – and our football-team.

Ich glaube nicht, dass er auf das miese EM-Finale ansprach, aber der Schock saß dem Publikum doch noch im Nacken (mal abgesehen davon, dass er sonst auch eher soccer anstatt football hätte sagen müssen 😉 ). Nein, das ist eine Textpassage aus dem vorgetragenen Lied gewesen.

Neben seinen neuen Stücken gab es natürlich auch die „guten alten Lieder“ zu hören. Neben „Kate„, „Underground„, „Rockin‘ the Suburbs„, „Landed“ und „Army“ gab es aber auch Perlen wie „Bitches ain’t shit“ zu hören. Oder ein episch ausgewalztes „Narcolepsy„, das gen Ende immer mehr ausuferte, in eine Art Free-Jazz abdriftete, nur um später wieder zum gewohnten Brachial-Klavierspiel zurückzukehren. Auch wenn Narcolepsy nicht unbedingt mein Top-Favorit ist — so, wie Ben es an diesem Abend spielte, war das einfach klasse!

Dann war auch „er“ wieder dabei — sein Synthesiser. Verdammt, wann nimmt jemand ihm das Teil weg? Er quälte seinen heißgeliebten Synthesiser und teilweise unsere Ohren. Auf der anderen Seite spielte Ben jedoch auch „Popcorn“ von Hot Butter. Da durfte sein Elektro-Liebling selbstredend nicht fehlen. Doch auch dieses Stück driftete irgendwann in die Ben’sche Mischung aus Jazz und Rock ab. Köstlich! Sowieso habe ich während des Konzerts oft völlig debil-glückseelig vor mich hingegrinst oder laut gelacht. Ben versteht es einfach, sein Publikum zu unterhalten. Mehrere Male bezog er seine Zuhörer in seinen Gesang ein, dirigierte und veralberte seine Fans. Ein echter Entertainer.

Ebenfalls lustig war ein neues Lied, das er ziemlich am Anfang spielte – keine Ahnung, wie das hieß. Vor dem Lied legte Ben nämlich noch diverse Blechdosen und auch einige Handtücher auf die Saiten seines Steinway-Klaviers, schaltete noch einen Verzerrer ein und schon dachte ich, ich würde mich mitten in einer Tron-Partie befinden. Wild!

Meinung

Unterhaltung erster Güteklasse! Okay, ich stand die ganze Zeit in einer Bierlache, aber das machte nichts. Schon lange nicht mehr so wild mit dem Kopf genickt und sich der Musik hingegeben. Da geht jedes Stück in die Knie.

Wie oben schon erwähnt, ist Ben Folds einfach ein ungemein guter Unterhaltungskünstler. Ein paar gebrochene Worte Deutsch, ein paar lustige Geschichten (die Entstehungsgeschichte zum neuen Lied „Hiroshima“ war ein echter Schenkelklopfer) und besagte Dirigenten-Einlagen ließen das Konzert zu einem wahren Genuss werden. Einzig der Preis von 30 Euro war ein wenig happig. Dafür gab es aber 2 Stunden und 45 Minuten besten Rock-Jazz-Was-auch-immer von einem Ben Folds, der sichtlich einen Mordsspaß an seinem eigenen Konzert und seiner Musik hatte.

Der Großteil der gespielten Stücke war schnell, nur wenige Verschnaufstücke gab es zu hören. Was durchaus in Ordnung war, so war das Grünspan ein einziger Hexenkessel. Nicht viel hätte gefehlt und wir hätten uns alle in den Armen gelegen, so eine gute Stimmung herrschte. (Bis auf den Idioten, mit dem ich mich am Anfang fast gebeult hätte…)