Holla, der ging schnell. Nicht nur, dass der 13. Band der FAZ-Comic-Edition erst am kommenden Montag erscheinen sollte, ich habe den Band auch fix durchgelesen. Mein siebter Band aus der Edition stellt eine Ausnahme in der Reihe dar. Diesmal wird keine Comic-Figur behandelt, sondern ein Zeichner vorgestellt: Will Eisner. Mr. Eisner muss man als sehr wichtig für die Comic-Welt ansehen. Er wird gepriesen als bedeutendster amerikanischer Comic-Künstler. Wer sich das durchaus lehrreiche und schöne Vorwort durchliest, dem wird klar, dass diese Behauptung nicht untertrieben ist. Hat Eisner doch schon in jungen Jahren seinen eigenen Verlag gehabt, in dem so mancher der Superhelden-Altmeister unter seiner Knute gearbeitet hat.
Im vorliegenden Band wird also nicht eine Figur behandelt. Das wäre im Beispiel Eisner eh sein erfolgreichster Held, der Spirit. Nein, hier haben wir neben vier kurzen Spirit-Abenteuern vor allem die über 200 Seiten fassende Geschichte Zum Herzen des Sturms aus dem Jahre 1992. Diese Geschichte ist deswegen so interessant, weil sie von Eisner selbst handelt. In Zum Herzen des Sturms erzählt Eisner einen Teil seiner Geschichte. Eisner, der sich freiwillig zum Dienst im zweiten Weltkrieg gemeldet hatte, fährt in der Geschichte mit der Bahn zu seinem ersten Stützpunkt und schaut dabei nur aus dem Fenster. Er denkt über den Weg nach, der hinter ihm liegt. Ein Weg voller Vorurteile und Diskriminierungen. Eisner war Jude und erlebte als solcher in den Vereinigten Staaten viel Anfeindungen. Wir erleben die Geschichte seiner Mutter und die seines Vaters. Alles sehr persönlich und eher ein Roman mit Bildern, als ein typischer Comic – eben eine Graphic Novel, die Eisner „erfunden“ hat. Sehr interessant.
Schließlich gibt es nach so schwerer Kost in Schwarz/Weiß dann doch noch einige farbenfrohe Geschichtchen mit dem Spirit:
- Die Geburt des Spirit aus dem Jahr 1966.
- Die letzte Straßenbahn (1946) ist die Geschichte um einen kriminellen Bankangestellten, der vom Spirit überfühhrt wird.
- Lorelei Rox (1948) ist ein echter Kriminalfall mit einem Hauch von Superschurke. Und das, wo sich doch Eisner nicht mit dem Genre des Superhelden-Comics hat anfreunden können.
- Schließlich das kurze Aufeinandertreffen zwischen dem Sprit und dem Escapist von Michael Chabon. Kurz und nett, mit einem Augenzwinkern zu lesen. Diese Geschichte ist noch in diesem Jahr entstanden. Somit kann sie nur kurz vor Eisners Tod gezeichnet worden sein.
Wer sich einen Überblick über die Comic-Kunst schaffen möchte, der muss auch mal einen Comic von Will Eisner gelesen haben. Hier hat man die Möglichkeit. Genau dafür wurde die Edition geschaffen.