Anderes Wort dafür

Das ZDF hat einen Bericht über gewalttätige Schüler gesendet und nun behauptet der Schulleiter der Hamburger Lehranstalt, von der die gefilmten Jugendlichen stammten, es wurde ein Honorar für gestellte Gewaltszenen gezahlt. Das ZDF dementiert und nennt das geflossene Geld nicht Honorar, sondern Aufwandsentschädigung. Schon klar. Man muss dem Kind nur den richtigen Namen geben.

Lief das ungefähr so ab? –>

Hier hast Du Geld dafür, dass Du dem Typen da eben eins in die Fresse gehauen hast. Sah klasse aus! Auch in der dritten Einstellung. Das Geld soll jetzt aber nicht als Honorar verstanden werden, sondern als Aufwandsentschädigung, ne!? Und nicht alles gleich für Zigaretten ausgeben!

Fairer Weise muss man erwähnen, dass das Geld wohl nicht direkt vom ZDF kam, sondern von einer freien Produktionsfirma. Aber in der Sendeanstalt hätte man auch fragen können, als man die Szenen das erste Mal sah, ob die echt sind, oder ob es einfach nur „Zufall“ sei, dass man so tolle Bilder zu einem so aktuellen Thema hat…

Aber: Das würde eine Form von Qualitätskontrolle voraussetzen, die a) zu teuer ist und deswegen nicht gemacht wird (man muss ja sparen, auch beim ZDF *höhö*) und die b) nicht gewollt ist. Was wäre, wenn der Bericht als Fake enttarnt würde? Die Bilder sind doch so gut, so reißerisch, passen so gut in die momentane Situation. Die Zuschauer wollen genau solche Bilder sehen. Sie dürsten danach. Also lieber nicht nachfragen – und den Mantel des „Bildungsauftrags“ drüber ausbreiten.

Um es mit Onkel Heinz‘ Worten zu sagen: „Glaubt keinem Sänger“ – und den Medien schon mal überhaupt nicht.

Kommentar (1)

  1. Boris schrieb:

    Wo ist das Problem?

    Die Politik hat mit der Gewaltgeschichte an Schulen wieder eine Unterschichten-wirksame Profilierungsplattform gefunden, wo sich gut ein paar reaktionäre Statements absondern lassen. Und das Fernsehen spielt wie üblich völlig unkritisch mit und schürt das Ganze noch. Das ÖR-TV nimmt sich da selbstverständlich nicht aus…

    Mindestens 50 Prozent des „Skandals“ sind mediengeneriert, die inflationären Experten- und Bedenkenträger-Talks brauchen neues Futter. Das Problem ist seit -zig Jahren bekannt und getan wurde nichts. Und getan wird auch jetzt nichts. Trotz des medienwirksamen Geschwätzes…

    Freitag, 7. April 2006 um 08:36 #