Okay, dass das Fischeinwickelblatt mit dem roten Logo Geschichten erfindet, die es nicht gibt und dann als Tatsachen darstellt – das wussten wir schon lange. Nun haben sich aber der dicke Münchner und der schöne Hamburger zusammen getan – so scheint es – und produzieren Fakten, Fakten, Fakten ohne Beweise. Da wird mal eben in die Pressewelt die Info gestreut, man habe Beweisfotos von EU-Industrie-Kommissar Verheugen, wie er mit seiner Kabinettschefin Petra Erler an einem FKK-Strand die Natur Natur sein lässt. Das sei (natürlich) ein Beweis für Vetternwirtschaft, Verheugen habe, das beweisen diese Fotos, die bisher noch niemand gesehen hat, Erler den Posten als Kabinettschefin zugeschanzt, weil… – naja – wenn die beiden nackig übern Strand laufen, dann ist da selbstverständlich zwischen den beiden etwas.
Sehr schönes Beispiel. Man streut Gerüchte über Beweise, die man aber nicht vorlegen möchte (Die müssen noch geprüft werden und man warte eh noch „die Entwicklung“ ab!). Das macht man so geschickt, dass der einzig wahre Bluthund im Pressewald sein lautes Grollen ertönen lässt und sofort auf die Skandal-Spur anspringt – ebenfalls ohne Beweise zu haben.
Zum einen ist das eine ganz grausige und perverse Form des Journalismus, ein neuer Tiefpunkt. „Fakten“ schaffen, ohne einen Beweis liefern zu wollen. Frei nach dem Motto „Ich kenne da einen, der kennt einen, der will gehört haben…“. Das nennt man Inszenierung eines Skandals. Pfui sage ich dazu.
Wie würde es Euch gefallen, wenn ich z.B. die Nackfotos von von Beust, Kusch und Schill „noch prüfen“ würde? Die, wo der Osmani die Peitsche geführt hat. Ich kann die jetzt natürlich noch nicht zeigen, weil sie geprüft werden, aber vorhanden sind sie. Und dass ich sie habe, zeigt selbstredend die Vetternwirtschaft zwischen den Herren und auch sonst noch so einiges…
Ach ne, vergesst das mal. Erstens habe ich solche Fotos (zum Glück) nicht und zweitens braucht man die in Hamburg eh nicht. Hier wird Vetternwirtschaft nicht am FKK-Strand, sondern ganz öffentlich praktiziert.
Schließlich noch ein Wort zu den vermeintlichen Verheugen-Fotos: Wie krank sind die Medien heutzutage bloß? Nacktfotos eines Politikers, die in seiner Freizeit entstanden? Ich stehe zwar nicht auf FKK, aber wenn das jemand mag, dann soll er gefälligst den Körperkult auch in Ruhe und Frieden praktizieren können sollen! Da noch einmal über den Zaun zu luschern, um Fotos zu machen, die dann irgendwas auf einmal beweisen sollen – auch dazu muss ich Pfui sagen. :nene: Doch was soll man erwarten, wenn der schöne Hamburger sogar schon den kleinen Mann anstiftet, möglichst dreckige Fotos mit der Handykamera aufzunehmen…?
Dazu hat die taz eine schöne Passage stehen:
Grundsätzlich ist an einem FKK-Strand das Fotografieren durch Dritte sowieso tabu. Und auch wenn Verheugen eine Person der Zeitgeschichte sein sollte, ist sein Recht auf Privatsphäre durch das Presserecht geschützt. Nackt ist eindeutig privat. Eine Veröffentlichung kann also nur erfolgen, wenn den Fotos politische Relevanz beigemessen werden könnte.
Und ein nackter Politiker, der neben einer nackten Freundin spazieren geht, hat für mich noch nicht so wirklich eine politische Relevanz. Aber ich bin auch keiner dieser „neuen Journalisten“. Was weiß ich schon?