Ja, ich will Kanzler werden. Der Chef sozusagen. Nach ganz oben. Denn da gehöre ich hin. Wieso? Weil ich die Lösung habe, wie dieses Land gut geführt wird. Ich habe da eine ganz einfach Idee, wie wir sie alle zufrieden bekommen: den Stasi-Schäuble, die Wirtschaft, alle.
Okay, die Grundidee stammt nicht von mir — aber: egal! Es kommt doch drauf an, was man draus macht.
Das Schäublelein möchte alle überwachen, aushorchen, bespitzeln, archivieren und kontrollieren. Der Wirtschaft geht es auch nicht mehr s.o. gut. Und mittlerweile hat jeder fünfte Deutsche ein Online-Profil. Also backen ich Euch daraus einen leckeren Kuchen, der mich dazu berechtigt „Retter“ oder „Heiland“ oder eben Kanzler genannt zu werden.
Darauf gekommen bin ich bei der Lektüre dieses taz-Artikels. Da ist die Rede von Hasan Elahi, einem Bengalen und Kunstprofessor an der Rutgers University in New Jersey, der mit der World Trade Center-Sprengung herzlich wenig zu tun hatte. Da er aber einen Tag nach dem „Anschlag“ seine Wohnung kündigte, schwärzte ihn sein netter Ex-Vermieter an.
Später kam Elahi von einer Reise wieder. Als er am Flughafen ankam, musste er feststellen, dass er als Terrorverdächtiger gehandelt wurde. Verhöre. Nichts. Da das FBI ihn zwar frei ließ, ihm jedoch nicht bestätigen konnte, dass nun nichts mehr gegen ihn vorliegen würde, beschloss der Kunstprofessor sich zum gläsernen Menschen zu machen.
Auf seiner Website lädt er täglich Informationen zu seinem aktuellen Standort hoch, er macht Fotos von seinem Essen, von den Toiletten, auf denen er war. Das wird alles nur für das FBI ins Internet geladen, damit man ihm nicht nachsagen könnte, er wäre ein Terrorist.
Und nun zu Euch, liebe zukünftige Untertanen Schäfchen: Macht das auch! Werdet komplett gläsern. Los. Jetzt! Ladet Fotos von jeder Straßenecke hoch, an der ihr steht. Jedes Essen will ich sehen, jeden Interaktionspartner, jedes Einkaufscenter, jeden Arztbesuch.
Das beweist unserem kleinen Giftzwerg, dass Ihr keine Terroristen seid. Man sieht ja alles von Euch. Der ist damit erst einmal beruhigt.
Diese Maßnahme ist aber auch gut für die deutsche Wirtschaft! Jeder muss sich einen gute Rechner anschaffen, eine eigene Domain, die bezahlt werden muss, ein Mobiltelefon mit guter Kamera, einen Mobiltelefon-Vertrag, der es ermöglicht, Bilder hochzuladen. Wer mag, der darf auch bewegte Bilder einstellen. Denn wir brauchen keinen geilen Geiz mehr! Gebt das Geld aus, lasst die Kassen klingeln, kurbelt die Wirtschaft an. Ich will die restlichen 80% online sehen!
Netter Nebeneffekt: Arbeitsplätze. Ich bringe Euch die niedrigste Arbeitslosenzahl seit was-weiß-ich-wann. Diese ungeheuren Datenmengen bedürfen natürlich auch einer Sichtung und Auswertung. Also brauchen wir neue Gebäude (müssen erst einmal gebaut werden) mit tausenden von Rechnern, die von tausenden von Leuten beobachtet werden müssen. Das ist alles wie ein Schneeball. Da kommt eines zum anderen. Das wird toll!
Und dann dürft ich mich auch Kanzler nennen. Oder Kaiser. Oder Gott. Wie Ihr wollt.
Kommentare (2)
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Sechs!
Berufsziel verfehlt!
Du kannst doch nicht Bundeskanzler werden, wenn Du was kannst!
Wenn doch – ich mache eine Fabrik für Storage Lösungen auf und Du schiebst mir die Aufträge zu!
Nana, streng genommen ist die Idee doch geklaut. Also gibt das ’ne glatte Eins!
Und Aufträge kannst haben. Freunde und Bekannte werden natürlich in bester Politiker-Manier versorgt… 😀