DMZ 4 – Friendly Fire

Cover DMZ 4 - Friendly Fire

Bewertung: 5 von 5

Matty Roth ist der einzige Journalist, der über das Massaker von Tag 204 berichten darf. Sein alter Arbeitgeber Liberty News, die zu den übrig gebliebenen USA gehören, hat ihm den Auftrag zugeschanzt. Offensichtlich erhofft man sich durch die Berichterstattung von einem DMZ-Einwohner eine Glättung der Wogen in diesem heiklen Fall.

Mattys Interview-Partner ist der Soldat Stevens. Er ist angeklagt, das Massaker am 204. Tag des Bestehens der DMZ ausgelöst zu haben. Bei strömendem Regen zog eine Horde Vermummter an Stevens Einheit vorbei, als auch schon das Schlimmste passierte: 198 Friedensprotestler kamen bei der wilden Schießerei ums Leben. Allerdings wurden danach keine Spuren gefunden, die Schuldfrage hingegen war schnell geklärt: Stevens war es.

Wir bekommen die Lebensgeschichte des Soldaten Stevens zu lesen, wie er zur Armee kam, wie seine Erfahrungen im Ausland waren, wie er sich auf einmal im Einsatz in seinem eigenen Land wiederfand und wie all diese Ereignisse einen Menschen völlig kaputt machen können. Nach dem Massaker wurde Stevens geschnitten, wo es nur ging, bis er in der Zelle landete und nun auf seinen Prozess wartet.

Matty interviewt aber auch Stevens Vorgesetzten Nunez. Ein Vollblut-Soldat, der aus Manhattan kam und nun „seinen“ Stadtteil verteidigen wollte. Nunez‘ Geschichte hört sich etwas anders an als die von Stevens.

Zwei Seiten reichen in diesem schwierigen Fall nicht aus. Matty macht sich auf und befragt auch Opfer und zivile Zeugen aus der DMZ.

Am Ende gibt es ein Prozessergebnis, das fatale Wirkungen für die DMZ hat.

Meinung

Autor Brian Wood zeigt im vierten Band der DMZ-Serie sein volles Können. Ein extrem schwieriges Thema, die Beschreibung eines Massakers — Wie kam es dazu? War es menschliches Versagen? Wessen Schuld war es? Wie kommen die Überlebenden damit zurecht? — wird genau ausgeleuchtet. Wood zeigt Schicksale und menschliche Abgründe, dass es einem kalt den Rücken runter läuft oder man nur noch mit dem Kopf schüttelt. Gerade das überraschende Ende ist ein absoluter Schocker! Wirklich. Ich habe es nicht kommen gesehen und war völlig von den Socken.

Während in den ersten Bänden der Protagonist Matty Roth ganz klar im Vordergrund steht, rückt Matty im vierten Band mehr in den Hintergrund. Er wird Betrachter und Frager. Erst zum Ende wird er von Autor Wood wieder voll ins Geschehen geworfen. Eine interessante Vorgehensweise.

Wer intelligente Comic-Literatur lesen will, ist mit DMZ immer gut beraten, aber der vierte Band ist bis dahin der Höhepunkt. Lese-Befehl!

Kommentar (1)

  1. Boris schrieb:

    Schade, dass ich mich mit Comics (in Buchform) überhaupt nicht anfreunden kann. Das endete bei mir einfach in der Jugend mit „Tim und Struppi“ und mit „Asterix“.

    Ich habe gerade mal auf der Wood-Website geschaut und festgestellt, dass ich mich durchaus für die Serie um diesen Matty interessieren könnte, wenn es „richtige“ Romane wären.

    Sonntag, 12. Oktober 2008 um 21:23 #