Magerfettstufe

*döngelöng* Wir läuten die zweite Runde ein.

Wir wissen ja alle, dass Skater stinkende kleiner Scheißer sind, die unsere hochgeschätzte Ordnung in unserer sauberen Stadt stören. Die müssen weg! Es geht doch nicht an, dass die Stadt Millionen zu einem Projekt hinzuschachert, das den Jungfernstieg verschönern soll – z.B. indem die Bäume auf dem Mittelstreifen des Jungfernstiegs selbst allesamt rausgerissen werden – und dann kommen diese Vandalen und machen mit ihren Knatter-Brettern alles dreckig. Die sind laut, die sind versifft, die nehmen alle Drogen, das hat es „damals“ nicht gegeben.

Oohh und Ahh – wie gut, dass es noch Politiker gibt, die Sinn für Recht und Sitte haben. Jetzt wird das Skaten also auf dem ach so schönen Jungfernstieg mit übertrieben harten gerechten Strafen geahndet. Wun-der-bar! Bis zu 15.000 Euro Strafe für diese kleinen Punks. Das können die sich eh nicht leisten, das muss ja abschrecken. Schnell noch schöne Verbotsschilder – wir leben in Deutschland, Deutschland hat eine riesige Schilder-Industrie – aufgestellt und dann sollte Ruhe sein.

Doch was lese ich? Die böse Jugend hat auch davor keinen Respekt? Klaut die Verbotschilder gar? Hier, nehmt das Ihr miesen Stinker:

Nicht an unserem schönen Jungfernstieg. Nicht mit uns.

Gez. ein besorgter Bürger

…………..

Na, das klingt doch wieder alles typisch für das „neue Hamburg“. Immer übertreiben, immer mit Kanonen auf Spatzen schießen, keinen Millimeter in die Zukunft denken. Okay, das stimmt nicht. Aber wenn in Hamburg in die Zukunft geplant wird, dann nur in Form von Monumenten, Politiker-Denkmälern und Millionen-Gräbern. Irgendwie bringt Hamburg keinen Spaß mehr. An der politischen Spitze scheinen echte Besenstiel-Verschlucker zu sitzen. Alles sauber, alles steril. Wir wollen Touristen, Touristen, Geld, Geld. Der Bürger, in diesem Fall der „kleine Bürger“, bleibt dabei fröhlich auf der Strecke. Egal, ob das Ganze einer rechtlichen Grundlage zu entbehren scheint. Über was die sich aufregen… – Unglaublich. Lasst den Skatern ihren Raum. Und das sage ich, der ich noch nicht einmal Skater bin!

An dieser Stelle möchte ich unseren Obersten Stallknecht Bürgermeister Ole von Beust zitieren. In seiner Antritts-Rede #2 an die Hamburgische Bürgerschaft vom 31. März 2004 heißt es an einer Stelle zum Thema Bebauungsplan:

Leben in einer Großstadt, in der citynah gewohnt und gearbeitet wird, in der Freizeitangebote, Naherholungs- und Sportmöglichkeiten und eine gesunde Umwelt gesichert sind. (Quelle: CDU-hamburg.de, als PDF)

Aha, wer hat da was von Freizeitangeboten, Naherholungs- und Sportmöglichkeiten erzählt? Der Beust war’s! Also Herr Beust, wenn Sie so ein harter und beliebter OB sein wollen, dann einmal bitte die Faust auf den Tisch und sagen, dass Sie den Bürgern mehr Sport- und Freizeitmöglichkeiten versprochen haben – also weg mit diesen schwachsinnigen Verboten! Jedoch aufpassen, dass Sie sich keinen Finger brechen. Wie es scheint, wird in Hamburg aber sehr genau geschaut, wem man etwas Gutes tut und wem nicht. Reich = Gut und Arm = Böse – so einfach ist das nicht. Auch nicht in einer reichen und erwürdigen Hansestadt, wie Hamburg eine ist (oder war).

Und für unseren vergrämten, alten, peniblen, schwarzseelischen Bürger vom Anfang noch ein alternatives Verbotsschild:

Das ist zu übertrieben? Ach ne. Bestrafung für das sportliche Ausleben in der Freizeit ist auch übertrieben!

[Dank an David für den Hinweis.]