Magerfettstufe

Liebe Hamburger Kinder, heute beginnt „der Ernst des Lebens“, wie meine Eltern immer zu sagen pflegten. Ein neues Schuljahr. Richtig ernst wird es für die Grundschüler, die am kommenden Dienstag anfangen, wenn sie erstmals die Schulbank drücken. Für die Jungen und Mädchen stellt sich nämlich die Frage, ob sie überhaupt einen Platz auf der Schulbank finden werden. Schulsenatorin Dinges-Dierig hat die Zahl der Schüler pro Grundschulklasse erneut erhöht. Jetzt gibt es Klassen mit bis zu 31 ABC-Schützen. Der Trend zur Vergrößerung, den gab es schon 2004 und 2005 ebenfalls.

Ein bekannter Lehrer, den ich erst kürzlich in Altona traf, meinte, er freue sich schon auf das neue Dinges-Dierig-Desaster. Er unterrichte in einer Schule, so sagte er, die irgendwann um 1920 gebaut wurde. Ein alter Backsteinbau, der einfach gar nicht den Platz bietet, 30 Schüler in einem Raum unterzubringen! Einmal davon abgesehen, dass eine solche Zahl bei den jungen Knirpsen völlig unverantwortlich ist. Wie soll er sich auf die Kinder konzentrieren? Wie soll er Probleme erkennen und darauf eingehen können? Unmöglich.

Unmöglich? Nicht für die Toyota-Frau. Schließlich sei es gar nicht bewiesen, dass eine hohe Schülerzahl auch zu schlechteren Noten führe. Dazu darf ich zum einen die GAL-Politikerin Christa Götsch zitieren:

Kleine Klassen sind keine Erfolgsgarantie – aber eine Erfolgsvoraussetzung [via]

Und zum anderen darf ich auf das verweisen, was man allgemein „gesunder Menschenverstand“ nennt – sofern Frau D-D weiß, was das ist. Der gesunde Menschenverstand muss einem sagen, dass große Klassen nicht zu guten PISA-Ergebnissen führen (ein Ziel, das es zu erreichen gilt, schließlich ist das wenigstens einmal eine Zahlensammlung, die man vorlegen kann).

Warum also erneut so große Klassen? Während die Senatorin noch von Gast-Schülern brabbelt, ist es dem wachsamen Auge nicht entgangen, dass der Grund in fehlenden Geldern zu suchen ist. Obwohl Spaß-EB von Beust zur Wahl ankündigte, er würde mehr Lehrer einstellen – ist daraus nichts geworden. Lehrer… – bähh. Sind so gar nicht schick, so gar nicht repräsentativ, so gar nicht „Wahrzeichen„-like. Kann man mit der Lehrer-Anzahl den großen Penis-Vergleich af Länderebene machen? Nee. Also gibt es weniger Lehrer. Schulen werden dicht gemacht und so wachsen dann eben die Schülerzahlen pro Klasse. Danke Senat!

Kein Geld also. Wieso kein Geld? Der Spaß-EB und seine Spaßmacher haben doch die Hansestadt [dickerhosemodus]wie einen Konzern durchbilanziert[/dickehosemodus], das ist einzigartig, das gab’s noch nie! Da sind 4 Mrd Euro im Plus! Okay, dem stehen 46 Mrd Schulden gegenüber… – aber das sind auch nur Peanuts, ne?! Und wenn man kein Geld hat, weil zuviele Denkmäler gebaut werden müssen (man muss ja schnell noch die eigenen Taschen und die der „Freunde“ füllen), dann muss man als Stadtvater eben beim Spielzeug sparen. Beim Spielzeug der Anderen versteht sich.

Warum verkauft Onkel Ole nicht einfach die Alster? Die hat er doch (übrigens für rund 11,5 Mio Steuergelder) mit 4,4 Mio Euro bilanzieren lassen. Nur, wer kauft schon einen Tümpel mitten in der Stadt? Wie dumm, so eine Bilanz aufzustellen…

Unterm Strich also: Größere Klassen, weil kein Geld, weil Geld lieber woanders hin, weil „sozial“ ist blöde, kann man ja nicht messen, nicht bilanzieren, nicht mit angeben. Soziales, Familie und Bildung werden unter diesem Senat extrem klein geschrieben, da man ja immer Ergebnisse und Zahlen haben möchte. Doch wie bemisst man z.B. eine zusätzliche Erzieherstelle in einem Haus der Jugend? Wie bringt man einen Jugendlichen, der seine Freizeit nicht auf der Straße verbringt in schwarze Zahlen aufs Papier? Geht nicht. Also wird es auch nicht gemacht.

Deshalb gilt: Große Klassen sind doch auch etwas Tolles. Hier kann von Beust sich breitbeinig hinstellen und zufrieden sein jüngstes Werk der Gigantomanie bewundern. Wenigstens einer freut sich also über große Klassen…