PUA = Presse-Unterschiede allenthalben

Gestern war also auch der große Zampano von Beust im Protokoll-PUA vorstellig. Der Spaß-EB hat sich ja bisher stets bedeckt gehalten und hinter seinem Amt versteckt. Zuerst musste von Beusts Kanzleichef Volkmar Schön Rede und Antwort stehen und seinen Kommentar dazu abgeben, wieso vertrauliche Informationen zur Unterbringung Feuerbergstraße publik geworden sind. Und siehe da: Nach reichlichen internen Besprechungen stellt sich Schön hin und gibt ohne Reue zu, dass er es war, der die Informationen preis gegeben hat. Der Mann hatte „Waffengleichheit mit der Opposition in der Öffentlichkeit herstellen wollen“. Soso…

Gut, nebenbei wurden mal eben Justizsenator Roger Kusch (CDU) und Sozialstaatsrat Klaus Meister (SPD) über die Planken geschickt. Kollateralschäden. Klaus Meister kann von Beust egal sein – ist ja „nur“ so’n Sozi -, dass er seinen Freund Kusch geschasst hat, dürfte ihm hingegen nicht geschmeckt haben. Netter Nebeneffekt des Geständnisses: Schön hat mal eben seinem Boss den Stuhl gerettet.

Und der Oberzampano Beust? Was sagt der zu der Affäre? Tja, das erfahren wir (vorerst) nicht. Die taz ist entschuldigt, hat der EB doch erst nach Redaktionsschluss ausgesagt. Der PUA startete um 17h, Beust betrat die Popstar-Bühne erst um 21h. Das Senatsblatt hingegen verliert nicht einmal ein Wort darüber, dass von Beust ausgesagt hat. Ebenfalls sauer aufgestoßen ist mir die Tatsache, dass sie noch nicht einmal den Mumm haben, sich selbst, resp. ihren Verlag, zu nennen. Schließlich hat Schön die Informationen an das größte Boulevardblatt aus den Springer-Reihen rausgegeben. Die taz beschreibt das Vorgehen so:

Denn damit ist aktenkundig, dass die Senatskanzlei selbst vertrauliche Informationen an ein ihr nahe stehendes Medium lanciert hat.

Und so:

Ihm [von Beust] habe er sein Handeln erst nach der Veröffentlichung in Bild gebeichtet.

Und wie liest sich das im Senatsblatt? So:

(…), er habe einen Text an eine Zeitung gefaxt, in dem es um einen angeblichen Erpressungsversuch des SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Thomas Böwer gegenüber dem damaligen Sozialstaatsrat Klaus Meister (SPD) ging.

„Eine Zeitung“… – Ihr wisst doch, an welche Zeitung das ging, liebe Springer-Schreiber. Ebenfalls kein Wort von der bestimmten Zeitung verliert die Welt. Die – ganz linientreu – feiert Beust natürlich. Der EB habe souverän und locker auf alle Fragen geantwortet, man könne ihm ja gar nichts. Klar, wenn man seinen Prügelknaben vorschickt und der die Schuld auf sich nimmt, dann kann man fröhlich dreinschauen. Eben ganz der Schwiegersohn, den sich jede Hamburger Mama wünschen würde… Von Beust sieht in der Affäre nur eine Bagatelle und winkt ab. Sehr praktisch, wenn auch peinlich, kommt hinzu, dass Schön und Beust, so der Kanzleichef, den Bericht gar nicht vollständig gelesen haben. Nicht lesen, aber an die freundliche Presse weiterleiten?

Ich dachte immer, a.) das mit dem Lesen wäre deren Job und b.) dass Unwissenheit nicht vor Strafe schützt!?