Eine Woche in Hamburg

In Hamburg passiert viel. Viel davon ist Dummfug. Eigentlich wollte ich eine Art Wochenrückblick machen, aber in dieser Woche gab es nicht so viele Schwachsinns-Themen wie sonst. Trotzdem: Hier der Rückblick.

Montag

Die Woche fing damit an, dass vermutet wurde, die Elbphilharmonie, des Spaß-EBs liebster „Leuchtturm“, würde noch teurer werden, als angepriesen. Der stadtentwicklungspolitische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Jan Quast, meinte dazu:

Schon jetzt, nur wenige Monate nach Baubeginn, habe der Generalunternehmer der Elbphilharmonie etliche sogenannte Behinderungsanzeigen gestellt und damit Nachforderungen in Höhe von einer Million Euro.

Autsch.

Dienstag

Am Dienstag schockte der Spaß-Senat mich mit der Meldung, die Elbinsel Kaltehofe zur Touristen-Attraktion auszubauen. Kaltehofe wurde jahrelang von den Wasserwerken benutzt. Auf der künstlichen Insel befinden sich u.a. riesige Wasserreservoire. Ich gestehe, ich hatte vor der Meldung von der Insel noch nichts gehört gehabt. Das hatte aber auch seinen Grund: Seit 1990 steht die Insel leer. Die Natur konnte sich also ein Stück zurückholen. Und sie tat es. Ein einzigartiges Naturreservat ist entstanden. Ein Refugium für Kormorane, Frösche, Hasen und viele seltene Pflanzenarten.

Doch unbenutzter Platz, zumal wenn er so lukrativ und hipp am Wasser gelegen ist, der kann natürlich nicht einfach für sich bleiben. Also plant der Spaß-Senat einen Landschaftspark „Wasser- und Naturkunst Kaltehofe“. Die Pläne lagen schon seit Mai in der Schublade.

Warum müssen die immer alles kaputt machen? Lasst die Natur Natur sein. Nein, jetzt soll das Gebiet „behutsam“ für den Tourismus geöffnet werden — mit Autos. Erst den Volkspark umgraben und jetzt eine Insel. Unmöglich… X-(

Mittwoch

Mitte der Woche fing Hartmut Wegener, Chef der städtischen Realisierungsgesellschaft (Rege), an zu rudern. Die Frage bezüglich des Millionengrabs Elbphilharmonie (schon interessant, dass die so viele Millionengräber anlegen) stand noch im Raum. Wegener musste vortreten. Wegener zeiget sich im Senatsblatt-Interview auch überrascht über die hohe Zahl an Behinderungsanzeigen.

Angesprochen auf den Ole-von-Beust-Gedächtnisweg entrüstete sich Wegener, das sei kein Luxusweg. – Sondern?

Es ist mehr als ein Fußweg: Wir bauen den U-Bahnhof Baumwall aus, bauen eine Klappbrücke, erhöhen die Zuwege und erhalten ein gleichmäßiges Gelände-Niveau vor der Elbphilharmonie. Das ist Voraussetzung, dass der Verkehr bei Veranstaltungen nicht zum Stillstand kommt.

Wieso muss ein „gleichmäßiges Gelände-Niveau“ zur Vermeidung von Staus her? Ein leichter Hügel vor Augen und jeder tritt auf die Bremse? Na…

Angesprochen auf die Bushaltestellen-Misere, zauberte der Rege-Mann eine 170 Meter näher gelegene Haltestelle aus dem Ärmel. Und die Elbphilharmonie habe sehr wohl einen Wendeplatz! — Gut, der ist mit Pollern versperrt und darf nur in Notfällen geöffnet werden… Aber da ist er.

So ganz überzeugend fand ich den Auftritt nicht. Da half auch keine kecke Piraten-Pose (s. Bild im Senatsblatt)…

Donnerstag

Die Woche neigte sich dem Ende entgegen und nachdem am Vortag die Bürgerschaft getagt hatte, war auch wieder Gesprächsstoff vorhanden. Stichwort: Klimakiller Kohlekraftwerk Moorburg. Nachdem die böse Opposition erneut wieder nur rumkrakeelte und der Spaß-EB mal wieder nichts anders machen konnte, als süffisant zu lächeln (bloß nicht in ein Gespräch verwickeln lassen!), mussten seine Scherken einmal mehr für ihn in die Bresche springen. Hartmut Engels und Rüdiger Kruse (beide CDU) trällerten ein Hochlied auf das Kohlekraftwerk. Umwelt- und Stadtverschandelungssenator Gadeschko imitierte seinen Boss und nannte die Diskussion der Opposition herablassend „sympathisch, aber irrational“. Man solle doch bitte keinen Wahlkampf machen.

Schließlich haute Wirtschaftssenator Gunnar Uldall auch noch einen drauf, als er behauptete, die Opposition sei „nicht ehrlich, nicht verantwortungsbewusst und nicht regierungsfähig“. Außerdem sei die Entscheidung für das Kraftwerk ein „Sieg der Vernunft, energiepolitisch wegweisend und wichtig für den Wirtschaftsstandort Hamburg“.

Sehr vernünftig, wenn man überlegt, dass die CO2-Produktion rasant ansteigt, Ärzte vor erhöhter Feinstaub-Belastungen warnen und die UN Deutschland an sich ein Versagen in seiner Umweltpolitik vorwirft… Seltsamer „Sieg der Vernunft“, Herr Uldall. :nene:

Freitag

Als „Rausschmeißer“ noch einmal das Thema Kaltehofe. Der Spaß-Senat plant auf der Elbinsel u.a. einen 50 Meter hohen Aussichtsturm. Muss der sein, fragt man in der SPD? Auf der Insel steht bereits ein 64 Meter hoher Wasserturm. Zugegeben, der ist älteren Datums, aber eine Reaktivierung sei eine besser Lösung, so SPD-Frau Veit. Nein, es soll ein Wasser speiender Aussichtsturm aus Stahl mit Eventraum werden. *würg*

Die umweltpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Dr. Monika Schaal, kritisierte neben dem Event-Charakter außerdem, dass diese Pläne bereits alt sein. Anfang 2007 stand die Planung schon fest. Jetzt, drei Monate vor der Bürgerschaftswahl, kommen sie mit einem neuen Spaß- und Fun-Event-Halligalli-Projekt ins Rampenlicht. Die Sache mit dem Brot und den Spielen… – Riecht nach Wahlkampf.

Die SPD hält eine naturnahe Nutzung ohne Autos für den richtigen Weg. Die CDU will Autos — möglichst SUVs? — in die Natur schicken. Typisch.

Übrigens: Wer unkte da am Donnerstag „nun macht mal keinen Wahlkampf“? Das war doch der CDU-Gadeschko, gell!?

Kommentar (1)

  1. Udo schrieb:

    Dienstag – Elbinsel Kaltehofe

    Kaltehofe – Elbinsel – ist nicht nur ein einzigartiger Naturkosmos, sondern beherbergt auch einzigartige Gebäude die eigentlich unter Denkmalschutz stehen dürften [innen, wie aussen] – Die Gebäude der historischen Wasserwerke Kaltehofe auf der Elbinsel erinnern mich auf jeden Fall an das U-Boot „Nautilus“ – [20.000 Meilen unter dem Meer] [1874].

    Elbinsel Kaltehofe – „möge die Nachwelt würdig bewahren“!!!

    Ein Betreten des Geländes Elbinsel für Besucher, halte ich nur für sinnvoll, wenn die Besucher in einem Plexiglasrohr durch die Sümpfe geführt werden. – Alles andere dürfte nur den Opferkill dieses winzigen Reservats herbeiführen.
    Bei der Wiedereinführung der Pfahlbauten Architektur wird sich sicher ein anderes Spülfeld für die Feuchtboden-Siedlungs-Eggsperimente finden lassen. Kalte Hofe? – Nomen est Omen!

    Wir sehen leider an der Entkernung, Privatisierung und Umwandlung des 1906-1910 erbauten Wasserturm Sternschanze, daß man keine Skrupel hatte, den seit dem 13. Jh. bekannten Heidberg von Heimechhude auszuhöhlen, um eine Tiefgarage hinein bauen zu lassen.

    u

    Montag, 26. November 2007 um 05:26 #