Okay, zugegeben: Die so genannte Neunte Kunst — also Comics — ist nicht das, was man als Wald-und-Wiesen- oder Beton-und-Straßen-Mensch als Kunst oder Kultur bezeichnen würde. Schade eigentlich. Comics haben einfach einen (unberechtigt) schlechten Ruf. Außer Mangas. Die sind wirklich Müll. 😛
So verwundert es auch nicht, dass in der Weltstadt Hamburg, mit seinen beinahe zwei Millionen Einwohnern, das Thema Comic klein geschrieben wird. Dabei haben wir mit dem Carlsen-Verlag einen großen Comic-Verlag — mitten in Ottensen. Aber auch kleine Indie-Nischenbesetzer wie der Zwerchfell-Verlag sind in Hamburg ansässig. Die Hansestadt hat sogar ausgezeichnete Comic-Künstler zu bieten, wie z.B. Isabel Kreitz. Es gibt – man mag es nicht glauben – hin und wieder auch eine kleine Independenten-Comic-Messe wie das Hamburger Comic Festival. Wenn man aber schon ‚Indie‘ und ‚Independent‘ schreibt, meint das doch nur, dass es nichts wirklich Großes ist. Wie es sich vielleicht für eine große Stadt gehört. In Hamburg Fehlanzeige.
Wie komme ich überhaupt darauf? Weil vom 22. bis 25. Mai der regelmäßig wiederkehrende Comic-Salon in Erlangen stattfindet. Erlangen hat gerade einmal popelige 104.600 Einwohner. Und die haben einen Comic-Salon? Regelmäßig? Sogar vom Kulturamt gefördert? *wow* In Hamburg hingegen werden Dinge von der Kulturbehörde bezuschusst, nur damit sie nachher nicht stattfinden. Schilda liegt doch nicht in Hamburg, oder?
Die nächst größere Comic-Messe ist dann vom 23. bis 26. Oktober die Comic-Action in Essen. Findet ebenfalls jährlich statt. In Essen! 582.764 Einwohner! :nene:
Ach, ich vergaß, ‚tschuldigung. Wir haben ja so schicke Dinge wie die Elbdisharmonie, die Geld und noch einmal Geld schluckt, bis keiner mehr weiß, wie teuer das Monster im Endeffekt wirklich ist. Das ist dann die „saubere“ und „schicke“ Kultur und nicht so ein Schmuddelkram wie Comics… X-(
Kommentare (3)
Das ist jetzt aber jammern auf hohem Niveau. Wenn Du in einer Stadt wie Mainz bist, da bekommst Du das Heulen, was Comics angeht. Da gibt es nicht einfach nur weniger, weil die Stadt ja klein ist. Nein es gibt 1-2 Läden, für deren Besitzer man tägliche eine Kerze in der Kirche anzündet, da man bei ihnen immerhin noch einiges bekommt. Aber eben auch nur einiges. Mit englischen Comics sieht es z.B. schon Asche aus.
Wenn ich dagegen an die Breite des Comicangebotes in Läden in Hamburg denke, dann komme ich ins Schwärmen. Da gibt es neben dem normalen Kram auch Läden für altes, antiquarisches Zeug. Und es gibt mehrere Läden für ausländische Comics. Und auch an kleineren, eher Indy-Kram kommt man gut ran. Und dann noch die Norddeutsche Comic-Börse um halbjährlich mal größer zu zuschlagen.
Klar, es gibt kein großes, etabliertes Festival wie Erlangen. Aber es gibt dennoch eine ganze Menge und immer wieder neues. Comic-Battle im Fundbureau, Heftich-Indy-Börse der INC., Hamburger Comicfestival, Vernissagen im Chez Linda. Nicht alles hat überlebt, aber es war alles schon da und es wird in Hamburg auch immer wieder neues kommen.
Gönne Erlangen doch den Comic-Salon. 😉
Och, ich gönne es Erlangen ja. Nur hätte ich auch gerne sowas hier in Hamburg. Dir als Comic-Unterversorgtem kann ich meinen Comicladen empfehlen, die sind eigentlich auf Comic-Versand spezialisiert und haben auch ein riesiges Antiquariat, können darüber alles besorgen. Schau mal auf die Seite von Hummelcomic.
Jo, Hummelcomic kenne ich, die wären fast mein finanzieller Ruin geworden, als sie vor einigen Jahren in meine (damalige) Nähe nach Stellingen zogen.
Aber Versand ist für mich bei weitem nicht so schön, wie in einem Laden zu stehen, mir direkt Comics ansehen und mit den Händlern darüber reden zu können.
Da ich 35 Jahre in Hamburg gelebt habe, bin ich aber auch verwöhnt, was Comiceinkaufsmöglichkeiten angeht.