PUA Elbphilharmonie

Die Elbdisharmonie war Anfang der Woche Thema in den Medien — mal wieder. Sollte doch ursprünglich März 2010 der König das erste Mal über die Schwelle seines Denkmals schreiten, dann 2012, findet das Eröffnungskonzert (mit Chance) erst 2013 statt. Das gab auch Generalintendant Lieben-Seutter zu. Damit hat erstmals ein „Offizieller“ das bekannt gegeben, was jeder schon gespottet hat.

Außerdem soll nun ein PUA eingerichtet werden. Der wievielte Untersuchungsausschuss ist das eigentlich schon unter Beusts Herrschaft …? In dem PUA soll geklärt werden, wieso die Kosten so explodiert sind. Die Einen freut’s, die Anderen mäkeln herum. Der Steuerzahlerbund hält einen PUA zu diesem Zeitpunkt für völlig kontraproduktiv und diplomatisch fatal. Man solle lieber abwarten, bis das Ding geschaukelt ist, dann könne man den PUA einrichten.

Kann man machen. Muss man aber nicht. Gerade jetzt hat man die Chance, allen Verantwortlichen auf die Füße zu treten. Wer weiß, wie das nach Bauabschluss 2016 sonst der Fall wäre? Wohin diejenigen, die bewusst die Preise verschwiegen und falsch gespielt haben dann verschwunden sind? Ein PUA ist zu diesem Zeitpunkt schon in Ordnung.

In dem PUA soll bewiesen werden, dass die Kosten für das Vorhaben bewusst immer wieder zu niedrig angesetzt worden sind, um es politisch durchsetzen zu können. Der Beweis kann in diesem Fall durchaus gelingen, da u.a. bisher geheim gehaltene Akten öffentlich gemacht werden können und man die Verantwortlichkeiten auf diesem Weg weitaus besser klären kann, als durch parlamentarische Anfragen. Gut, die Beteiligten müssen außerdem unter Eid aussagen — aber das hat ja nichts zu bedeuten …

Die Schuldigen

Bei dem Bau der Elbdisharmonie ist eine Menge, wenn nicht alles, schief gelaufen. Dabei ist die Schuld auf beiden Seiten zu suchen. Zum einen auf der politischen, allen voran beim Ersten Bürgermeister, der, da sind sich mittlerweile alle einige und sprechen es auch so aus, mit dem Millionengrab nur ein Denkmal für sich selber setzen wollte.

SPD-Haushaltsexperte Peter Tschentscher greift Hamburgs König direkt an. Dieser habe bei dem Projekt Elbdisharmonie so viele persönliche Entscheidungen getroffen wie nirgendwo sonst. Der EB sei stets bestens über Entwicklung und Probleme informiert gewesen, sei seinen leitenden Mitarbeitern unklug in die Parade gefahren und habe den einstigen Chef der städtischen Bauherrenvertretung, Hartmut Wegener, angewiesen, von einem gesicherten „Festpreis“ zu sprechen, als bereits lange klar war, wie die Kosten explodieren würden.

Auf s.o. gibt es ein interessantes Interview mit einem Projektmanagement-Experten, der dem Senat sowie Hochtief Vorwürfe macht. Einfach einmal lesen, was hier alles von Anfang an verkehrt gemacht wurde. Hochtief habe z.B. — wie es in der Branche nebenbei erwähnt üblich zu sein scheint — bewusst eine zu niedrige Summe genannt. Die Kostenaufstellung sei allerdings so unrealistisch gewesen, dass es auf der Seite des Auftraggebers, also der Stadt Hamburg, sofort hätte auffallen müssen. Aber hier hat man an der falschen Stelle gespart und war der Meinung, man bräuchte — um Verwaltungskosten zu sparen — in der ersten Bauphase lediglich fünf Leute in der Projektleitung. Der Experte meint, gerade bei so einem großen (Prestige-)Projekt müsse von Anfang an die Maschine richtig geölt laufen. Aber es wurde an der falschen Ecke gespart. Unwissenheit und Inkompetenz? Auf alle Fälle Augenwischerei.

Zeichen setzen

Der PUA hätte nicht nur für Hamburg eine Bedeutung. Da, wie bereits erwähnt, die Taktik des bewusst zu niedrig gehaltenen Preises auf Seiten der Bauunternehmer eine gängige Taktik zu sein scheint:

Vertraulich leugnen weder Architekten noch Baufachkräfte oder Politiker, dass außergewöhnliche Gebäude nur über solche Kostenlügen umzusetzen sind, aber als bestätigte Meldung würde dies Wissen das Projektbegräbnis als Drucksache herbeiführen. Wahrheit und kultureller Gewinn stehen leider nicht immer in Einklang.

Die Bauunternehmen und Architekten spekulieren darauf, dass die Politiker ihr Gesicht nicht verlieren wollen, wenn „plötzlich und aus heiterem Himmel“ die Kosten für das ersehnte Bauobjekt steigen und man dem Treiben einen Riegel vorsetzten müsste, damit jedoch eine Bauruine riskierte. Nun kann man sich von dem PUA erhoffen, dass, ist diese „Regel“ erst einmal bewiesen, es in Zukunft schwerer fallen wird, Unterstützung für das Besondere zu finden.

Unterm Strich

Zusammengefasst: Ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss ist zu diesem Zeitpunkt durchaus sinnvoll, hat man jetzt noch die Verantwortlichen in Greifweite. Es wäre außerdem ein netter „Nebeneffekt“, könnte man z.B. aufzeigen, dass der Senat von steigenden Kosten im Vorfeld durchaus wusste, damit jedoch bewusst bis nach der Bürgerschaftswahl gewartet hat. (Obwohl das bis zur nächsten Wahl eh wieder vergessen und vom Senatsblatt schön geredet wird …)

Der PUA ist generell wünschenswert, wenn er eine bisher übliche Vorgehensweise bei Bauunternehmern und Architekten aufdecken würde und damit zukünftige Mogelpackungen für ähnliche Pracht- und Prestige-Denkmäler verhindern könnte.

Übrigens kann man in diesem Fall gar nicht nur einer Seite Schuld zuweisen. Zum einen haben wir die egosüchtigen Politiker, die sich selber Denkmäler setzen wollen. Auf der anderen Seite haben wir die rein aufs Finanzielle abzielenden Bauunternehmer und Architekten.

Das kann im schlimmsten Fall zu einer Symbiose führen — die der Steuerzahler ausbaden darf.

Und hier noch einmal eine visuelle Zusammenfassung des „Tatbestands“ Elbdisharmonie. Für alle, die nicht lesen mögen:

[Direkt-Schokotorte mit Rotzfahne]

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  2. Links März 2010 | funkygog Blog am Samstag, 3. April 2010 um 23:02

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