Umzug der Uni Hamburg

Als ich am Dienstag zum ersten Mal davon hörte, dass die Stadt einen Umzug der Universität vom Rotherbaum in die HafenCity plant, war mein Gedanke: „War ja klar.“ Es war nur eine Frage der Zeit, dass dieser Senat auf so eine Idee kam.

Zugegeben, die Hamburger Universität ist ziemlich weitläufig. Als Pro-Argument für einen Umzug auf den Kleinen Grasbrook wird gerne angebracht, dass dann endlich alle Unigebäude an einem zentralen Platz gesammelt wären. Nur habe ich dazu nichts gelesen, dass alle Fakultäten in die HafenCity abgeschoben umquartiert werden sollen. Es ist immer nur die Sprache von den Gebäuden im Grindelviertel.

Die Bausubstanz einiger Gebäude sei zu schlecht, da würde sich eine Sanierung nicht mehr lohnen, heißt es. Also alles abreißen und woanders neu aufbauen. Ab in die HafenCity. Wie es scheint, wieder ein Versuch dieses Areal mit etwas Leben zu versorgen und gekünstelt hip zu machen. Blöde nur, dass bei einem Umzug das Grindel-Areal völlig verwaisen würde. Viele Geschäfte dort sind auf die zahlreichen Studenten ausgerichtet, die hier nicht nur studieren, sondern auch teilweise leben.

Aber, ach ja: Es geht schließlich nicht (nur) darum, die Studenten aus dem Grindel-Viertel raus zubekommen. Wir erinnern uns an meinen ersten Gedanken: „War ja klar.“ War klar, dass hier ein Filetstück geschaffen werden soll, damit dort schöne, schicke, teure Wohnungen gebaut werden können. Schickimicki im ehemaligen Studenten-Viertel. Ein weiteres Leuchtturm-Projekt für den Spaß-EB.

Freuen wird sich übrigens über so eine Aktion auch der eine oder andere Investor. Das Ehepaar Greve zum Beispiel, das der Uni neue Seitenflügel am Hauptgebäude für 35 Mio Euro gestiftet hat. Alles für die Katz? Ich war schon lange nicht mehr an der Uni, aber wurde das Gebäude der Erziehungswissenschaften nicht erst kürzlich komplett saniert? Alles für die Tonne? Wird die Moorweide auch bebaut? Was eine Schande wäre…

Zurück zum Punkt „Sammeln“: Wie gesagt, es ist, soweit ich die Diskussion verfolgt habe, nur die Rede davon, die Sahnegrundstücke im zentralen Uni-Viertel zu räumen. Wie schaut es mit der Botanik aus? Die sitzt draußen in Klein Flottbek. Die Informatik hat ihren Sitz in Lokstedt. Die Zoologie? Die Chemie? Die Pharmazie? (Sitzen am Martin-Luther-King-Platz, bzw. dahinter in der Bundesstraße.) Alles weg? Kommt das Zentrum für Optische Quantentechnologien doch nicht nach Bahrenfeld? Werden auch die Religionswissenschaften und die Behindertenpädagogik aus der Sedanstraße vertrieben? Oder ist das kein Filetstück? Der Neubau des ZMNHs im Falkenried – eine reine Geldverschwendung? War der Neubau der Chemie-Mensa nur eine Fingerübung dafür, wie man Geld zum Fenster raus wirft? Etwas, worin dieser Senat allerdings schon mächtig Übung hat.

Der Umzug in die HafenCity soll teilweise durch den Verkauf der jetzigen Uni-Grundstücke finanziert werden. Es sollen aber auch Investoren gefunden werden. Allerdings wissen wir von der HafenCity-Universität, wie schwer das ist

Unterm Strich: Das ganze Vorhaben stinkt nach Geldmache durch Wohnungsbau in exquisiter Lage aus fadenscheinigen Gründen. Prädikat „nicht wertvoll“.

Trackbacks/Pingbacks (3)

  1. Klaus Lübke Blog am Samstag, 12. Juli 2008 um 08:48

    Uni statt Überseezentrum?…

    Der Senat plant, die Universität Hamburg in den Hafen zu verlegen. So verkündet es heute die Überschrift eines Artikels des Hamburger Abendblattes. Doch im Artikel wird die Sensation schnell relativiert.
    Auch die “Taz” und di…

  2. Klaus Lübke Blog am Samstag, 2. August 2008 um 11:38

    Der Senat will im Frühjahr über die Universität auf dem Kleinen Grasbrook entscheiden…

    Kommt die Universität auf den Kleinen Grasbrook?
    Die Diskussion, ob die Universität Hamburg auf den Kleinen Grasbrook verlegt werden soll kam überraschend. Die Entscheidung soll im Frühjahr 2009 fallen.
    Um es klar zu sagen: Fü…

  3. Klaus Lübke Blog am Mittwoch, 1. April 2009 um 12:55

    Umzug der Universität: Senatorin Gundelach legt Vorschläge vor…

    Die Zukunft? (Quelle: gmp)
    Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach hat gestern die Vorschläge vorgelegt, wie ein Umzug oder Teilumzug der Universität Hamburg auf den Kleinen Grasbrook aussehen kann.
    Jetzt soll zu den Vorschlägen im Inte…