Früh fingen sie an, den Grundstein für den diesjährigen Terror zu legen. Bereits im September wurden die ersten Christstollen gesichtet, gefolgt von Lebkuchen und Spekulatius. Irgendwann folgten die ersten Weihnachtsmänner und mittlerweile ist auch die Werbung beim Thema angelangt. „Super Weihnachtsgeschenk“, „Für die Lieben“, Christkugeln, Tannenzweige und was sie uns alles verkaufen wollen. Mitte November kamen dann die Lichter! Lichterketten machten den Anfang und eben sehe ich aus dem Küchenfenster, da trifft mich auch schon der Schlag: Leuchtpyramiden und Leuchtsterne in den Fenstern gegenüber. Die Dinger, die sich absolut einer ästhetischen Bewertung entziehen…
Seit heute sind dann auch die Weihnachtsmärkte eröffnet, so dass man nicht einmal durch die Straßen gehen kann, ohne vom Weihnachts- und Konsumterror überfallen zu werden. Hamburg schimpft sich gar Weihnachtsmarkt-Hauptstadt mit seinen elf Märkten und den Märchenschiffen auf der Alster. Im Radio hörte ich, dass sich die Veranstalter den „Spaß“ jedes Jahr vier bis fünf Millionen Euro kosten lassen.
Mein Weg führte mich vorhin über den Weihnachtsmarkt in Altona. Anfang November war die Extravaganza in Altona. Da war genau dort, wo sich jetzt der Weihnachtsmarkt befindet ebenfalls ein Budendörfchen aufgebaut. Eigentlich sogar mit den gleichen Läden. Wichtigster Unterschied war der, dass Anfang November kein Tannengrün auf den Dächern der Buden war.
Was haben wir denn auf diesem (und wohl jedem anderen) Weihnachtsmarkt an Geschäften? Da ist ein Glühweinstand, ein Grogstand, ein Stand mit Glühwein, einer mit Glühwein und ein Stand, an dem man Glühwein kaufen kann. Toll. Was noch? Crêpes und Schafskäse im Brötchen. Und natürlich der Fischbrötchen-Stand – ein typisch vorweihnachtliches Essen, das herrlich auf die besinnliche Zeit einstimmt. Ebenso der Schwenkgrill (der übrigens wegen des „Weihnachts“-Etiketts auch Glühwein ausschenkt). Würstchen anstatt von Lametta? Nicht zu vergessen findet sich dann noch der Laden mit den Schals, den Handschuhen und den Pseudo-Peru-Trottel-Trottel-Mützen. Was angesichts der Temperaturen von knapp 16 Grad tagsüber ungefähr genau so viel Sinn wie ein Fischbrötchen macht.
Dann noch in eine Ecke ein Karussell und SUV unter dem Logo der Autoabteilung des Fischeinwickelblattes. Diese Drecksschleuder soll man angeblich gewinnen können. Bitte stecken Sie Ihre Adresse und persönlichen Vorlieben in den Fensterspalt! Sie werden garantiert nicht gewinnen, aber von unserer Marketing-Abteilung mit Werbung bombadiert! Wie blöde sind die Leute eigentlich, die bei solchen „Spielchen“ mitmachen???
Früher hörte ich immer vom Konsumterror und Weihnachtskollaps – heute kann ich diese Wörter verstehen und nachvollziehen. Irgendwie ist mir angesichts dieses Terrors die Lust an Weihnachten extrem vermiest.
Kommentare (2)
sehr schön auch die leute, die sich über das ’schöne wetter‘ freuen, das zur zeit in hamburg herrscht – und sich keine gedanken machen…..
„Pseudo-Peru-Trottel-Trottel-Mützen“ retten den Abend!
Ich habe mich auch schon früher immer über solches Indianerzubehör amüsiert.
Du hast vergessen, Glühweinstände zu erwähnen… 😉
Erst ein paar Becher dieser entsetzlichen Zuckerplörre reingeschüttet, das gibt dann zusammen mit einer Peruaner-Haube den perfekten debilen Gesamtausdruck.