Die Einen jubilieren und sehen sich schon als Sieger der anstehenden Bundestagswahlen, die Anderen jubeln ebenfalls — wenn auch leiser und aus anderen Gründen.
Zum Glück sind nicht alle am Jubilieren, dass Horst Köhler eine zweite Amtszeit zur Verfügung gestellt bekommen hat. Wäre auch irgendwie langweilig, wenn alle feierten. So liest man z.B. bei Readers Edition, dass wir genau das bekommen haben, was wir vedienen. Was verdienen wird? Wie es scheint einen langweiligen, bequemen, lieben Onkel, dessen erinnerungswürdigste Qualität sein Grinsen ist.
Der Spiegel stuft den wiedergewählten Bundespräsidenten ebenfalls als zu profillos ein, zu seicht und weichgespült. Deshalb hofft man dort auch, dass er in seiner zweiten Amtszeit bitte unbequemer werden möge. Bei einem Satz aus dem Artikel juckt es dann aber doch im Hinterkopf:
Köhler könnte jetzt – wo er nicht mehr an seine Wiederwahl denken muss – wirklich das werden, was er einst ankündigte: ein „unbequemer“ Präsident.
Ein altes Problem, wie es scheint aller Politiker, und nun auch des unpolitischen Bundespräsidenten Köhlers: Bloß nichts machen. Sich wählen lassen ist okay, dann aber möglichst den Ball flach halten, nicht auffallen, nicht unangenehm werden. Erklärtes Ziel: die zweite Amtszeit. So kann man aber doch eigentlich nichts bewegen; weder als Politiker, noch als Bundespräsident.