Ich mag 3D nicht

Bitte lasst diesen Hype schnell vorbei sein. Er nervt nämlich. Ich mag 3D-Kino nicht. Anfangs dachte ich noch, ich sei mal wieder Außenseiter und würde nur alleine herumstänkern. Doch mittlerweile bekommt man immer mehr Stimmen zu hören, die sich gegen 3D aussprechen. Nicht nur im Bekanntenkreis, sondern auch von prominenter Seite. Christopher Nolan lehnt z.B. 3D ebenfalls ab. Er würde einen Film in 3D drehen — wenn ihm das Filmstudio die Pistole auf die Brust setzte (was bestimmt früher oder später passieren wird). Aber von sich aus, wollte er keinen 3D-Film drehen. Zum Glück verschont er uns beim dritten Batman-Film auch mit 3D. Danke!

Warum sollte der britische Regisseur auch in 3D drehen? Nolan kennt man für seine guten Geschichten. Und genau das ist es, was ich von einem Film erwarte: eine gute Geschichte! Natürlich bin ich fasziniert von tollen Bauten und Special Effects, wenn sie die Geschichte voranbringen oder die Illusion des Kinos unterstützen. 3D tut nichts dergleichen. Die von den Studios gepushte 3D-Technologie bringt keine Geschichte voran. Kein Stück. 3D ist nur als Selbstzweck da. Wenn ich den Angriff auf Helms Klamm in Herr der Ringe sehe, dann ist das ein einziger Wow-Moment. Den brauche ich nicht in 3D zu sehen. Denn mal ehrlich: Was macht 3D?

Sieht man einen Trailer im Kino, weiß man sehr schnell, ob der Film in 3D angeboten wird oder nicht. Fliegt Dir etwas entgegen? Gar in Zeitlupe? Dann ist es ein 3D-Film. 3D kann nichts anders als auf den „Huch“-Effekt abzuzielen. „Huch, da fliegt mir ein Messer/Schwert/Ninjastern/Ball/Vogel/Tisch entgegen“. Wie gesagt, die Geschichte bringt das nicht voran. 3D hat keinen Mehrwert.

Im Kino wird oft für 3D geworben — was verständlich ist, muss sich die Umrüstung des Kinosaals auf 3D doch bezahlt machen. Da wird die Entwicklung des Kinos gezeigt. Erst war es das Bewegtbild an sich, dann der Tonfilm, dann Farbe, dann Breitwand — Surround Sound wird unter den Tisch gekehrt — und schließlich 3D.

Was all die Entwicklungen vor 3D gemein haben (bis auf den Sound): man kann sie auch ohne Hilfsmittel konsumieren. Das ist auch so ein Nachteil an 3D. Man benötigt eine Brille. Was für einen Brillenträger ziemlich blöd ist. Ich muss eine Brille vor meiner Brille tragen. Dadurch ist die 3D-Brille weiter von den Augen entfernt und 3D geht den Bach runter. Hat sich natürlich keiner Gedanken drüber gemacht …

Immerhin haben sie sich nach anfänglicher Gratis-Herausgabe der 3D-Brillen (Wir recyceln – Hahaha) dazu durchgerungen, die Dinger zu verkaufen. Kann man als umweltfreundliche Maßnahme sehen, kann man aber auch als Abzocke betrachten. Erst anfixen, dann zur Kasse bitten.

Spontan ade

Der spontane Kinogang fällt ins Wasser. Hier hapert es vor allem an den ungeheuren Mehrkosten. Letztens wollten wir abends einen Film sehen. Der wurde aber nur in 3D angeboten! Es gibt nicht die Möglichkeit, den Film in 2D zu sehen. Man wird gezwungen, drei Euro 3D-Zuschlag zu bezahlen. Schon war der günstige Kinotag-Preis nicht mehr so günstig. Von 5,30 Euro rutschte der Preis somit auf 8,30. Und da wir einen 2D-Film sehen wollten, hatten wir selbstverständlich keine 3D-Brille dabei. So was trägt man nicht immer mit sich herum. Also noch einmal ein Euro oben drauf. Knappe 90 Minuten am Kinotag (!) für 9,30 Euro. Ja, spinnt Ihr den total!? Und an einem Wochenende würde das satte 11,80 Euro kosten! Trinken und Essen kommen bei mir schon lange nicht mehr in Frage. Erst recht nicht bei solchen Freudenhaus-Preisen. Mit Kindern ins Kino gehen? Da muss man vorher lange sparen …

Als wir Toy Story 3 sahen, liefen im Vorfeld 3D-Trailer. Die anwesenden Kinder grabschten nach den 3D-Figuren. Einmal. Zweimal. Dann war der „Kick“ auch schon weg. Im eigentlichen Film saßen sie auch ganz ruhig da. Der 3D-Effekt war langweilig geworden.

Warum also 3D?

Ich verstehe ja, warum die Filmstudios so „geil“ auf 3D sind. Ihre Ideenlosigkeit lässt sie nur noch Mittelmaß produzieren. Doch das ist nicht der Grund. Sehr viele — vornehmlich junge — Menschen laden sich die Filme aus dem Internet herunter. Da geht bares Geld flöten. Also musste eine Technik her, die die Kunden wieder ins Kino bringt. Aber 3D ist mit zu viel Zwang und Bevormundung verbunden! Um einen Film nicht in 3D zu sehen, muss ich jetzt in die Kindervorstellung gehen. Nicht nur, dass die Kinder nerven mit ihrem Geplappere, wer kann sich das erlauben, um 12h oder um 17h ins Kino zu gehen? Ich kann das auch nur, weil ich Urlaub habe. Wenn ich normal arbeite, geht das nicht. Und wenn die 20h-Vorstellung ausschließlich in 3D angeboten wird, bleibt mir nur übrig, nicht ins Kino zu gehen!

Übrigens sind nicht nur die Oh-da-fliegt-mir-etwas-entgegen-Gegenstände schlecht. Oft wirkt die 3D-Technik auch nur wie ein Aufklapp-Kinderbuch. Viele Filme, gerade die Realfime (also keine Animationsfilme) bestehen aus drei Schichten. vorn. die Hauptfiguren, dann eine Ebene dahinter und schließlich noch eine. Das war u.a. bei Kampf der Titanen der Fall. Bei Harry Potter 7.1 hat man — Danke! — lieber gleich auf 3D verzichtet. Besser 2D als schlechtes 3D lautete die Devise. Ich sage: Lieber 2D als 3D.

Erschreckend dann die Frage eines kleines Kindes erst kürzlich im Kino. Weil wir den Film nicht in 3D sehen wollten, waren wir gezwungen in die Kindervorstellung zu gehen. 🙁 Es liefen Trailer für Animationsfilme. Am Ende dann der große Hinweis „In 3D!“ und darunter in kleiner Schrift „… und 2D“. Da fragte das Kind in der Reihe hinter uns seine Mutter Was ist denn 2D? In dem Moment brach eine Welt für mich zusammen … 😐

Noch einmal: 3D bringt die Geschichte kein Stück voran! Lasst Euch lieber endlich mal wieder gute Geschichten einfallen, hört auf auf Technik zu setzen und die Kinogänger zu Mehrausgaben zu nötigen. Und die Kinos. Selbst das kleine Streit’s am Jungfernstieg musste nachrüsten. Das Geld muss auch erst einmal wieder reinkommen. Ich werde mir jedenfalls keine 3D-Vorstellung freiwillig geben.

[Nachtrag: Ein interessanter Beitrag, warum 3D gar nicht funktionieren kann. Der Mensch ist nicht dafür gemacht. Fall abgeschlossen!]

Kommentare (2)

  1. STHLM schrieb:

    3D ist auch nur solange toll, solange man es überhaupt sehen kann. Viele Menschen mit Augenerkrankungen (gar nicht mal so wenige!) kommen gar nicht in den Genuss eines 3D-sehens. Mir geht es da z.B. so und deshalb 3D voll am A… vorbei.

    Ein Film mit guter Handlung ist mir mehr wert als ein Effekt, den ich so gar nicht sehen kann und dazu dank Spezialbrille auf eigener Brille dazu führt, nur einseitig den Film zu schauen.

    Aber wenn man dem Markt einredet, dass es toll ist…

    Dienstag, 4. Januar 2011 um 07:15 #
  2. Ari schrieb:

    Ich hab mir den Beitrag mit Interesse durchgelesen. Nur hab ich vermisst, was denn eigentlich nun s.o. schlecht an 3D sein soll? Mal abgesehen von dem Aufpreis, den nunmal JEDE neue Technik in JEDER Branche so mit sich bringt.

    Als einziges Gegenargument hab ich das vom Vorkommentator entnommen, dass er und viiiiele andere Menschen 3D gar nicht gucken können, weil sie Augenerkrankungen haben. Ja sach ma, ich glaub es hackt!??!! Was kann denn die Technik dafür, wenn es biologisch mangelhafte Menschen gibt?

    Was können Rolltreppen dafür, dass es Rollstuhlfahrer gibt, die sie nicht nutzen können?

    3D ist also schlecht, weil es Augenbehinderte Menschen gib?! Total bescheuertes Argument.

    Ich mag diese Technik. Unabhängig davon ob sie nun neu oder uralt oder gehypt wird … egal. Ich lass mich gern visuell beeindrucken. WEIL… ich bin total gesund! Ohne Behinderungen. Ich funktioniere biologisch perfekt. Entschuldigung dafür!

    Sonntag, 6. Februar 2011 um 20:31 #