Gut oder schlecht?

Bevor ich mit diesem Beitrag loslege, möchte ich den geneigten Leser bitten, kurz inne zu halten. Schließen Sie die Augen, blenden Sie alle Geräusche um sich aus. Nun stellen Sie sich einen Stein vor. Diesen Stein haben wir vorher für gute zwei Stunden in einen 250 Grad heißen Ofen gelegt und gerade eben mit Topflappen vorsichtig herausgeholt. Nun stellen Sie sich vor, man würde einen einzigen kleinen Tropfen Wasser auf diesen Stein fallen lassen. Was macht das für ein Geräusch? *pft* Genau. Merken Sie sich dieses Geräusch. Und nun: Augen auf.

Nach der Vorgeschichte kommt die Hauptgeschichte. Hamburgs Spaß-EB von Beust ist bekanntlich des Kanzleuses großer Klimaschutzbeauftragter. In dieser Rolle hat er mit der Unterstützung des Vattenfall-Konzerns nicht so richtig seinem Heldenstatus entsprechend gehandelt. Aber – hey – das hätten wir eh nicht von ihm erwartet. Während also einige Menschen sich Gedanken darüber machen, was das geplante Kohlekraftwerk für Schäden anstellen wird und dass der hohe CO2-Ausstoß nicht gerade konform läuft mit dem Bild des Klimabeschützers. Während außerdem Organisationen und Parteien sich über das Verhalten des Senats aufregen, fliegt unser aller Großmeister von Beust nach China, um *trommelwirbel* über Klima- und Umweltschutz zu sprechen.

Wer sich nun erzürnen möchte, dass jemand über Klimaschutz sprechen will und sich dazu ins Flugzeug setzt, der hat die Rechnung ohne Super-Ole gemacht. Seine PR-Abteilung hat sich einen Clou ausgedacht: Er bezahlt für sich und die neun Mitflieger freiwillig 1400 Euro an Atmosfair. Das Senatsblatt führt diese Aktion unter der Überschrift Von Beusts gutes Gewissen kostet 1400 Euro. Müsste es nicht eigentlich heißen Von Beusts schlechtes Gewissen kostet 1400 Euro? Nein, das Senatsblatt schreibt mal wieder alles schön, stellt von Beust als wahren Umweltschützer und Helden der Unterdrückten hin.

Jetzt möchte ich noch einmal den Leser bitten, das Geräusch hervorzuholen. Wie macht es, wenn ein Tropfen auf den heißen Stein fällt? Genau: *pft* Das ist auch das Geräusch, das man angesichts solcher Meldungen vernehmen kann. Erst mit dem Kohlekraftwerk Moorburg eine Umweltsau genehmigen, dann mit dem Flugzeug fliegen und das schlechte Gewissen mit 1400 Euro freikaufen. Wieso nicht mehr gespendet? Woher kommt überhaupt das Geld? Aus der eigenen Tasche? Warum nicht mit einer kleineren Delegation geflogen? Wobei: Wieso redet das Senatsblatt von einer zehnköpfigen, der Lokalsender HH1 hingegen von einer 50-köpfigen Delegation? Hat von Beust nur für 10 Reisende bezahlt und die anderen 40 fliegen als Handgepäck mit? Was ist mit denen?

Mich nervt – neben dieser letzten Ungereimtheit – hauptsächlich, dass die Presse (mal wieder) alles in rosa Watte packt und weich spült. Eigentlich müsste der Spaß-EB ein schlechtes Gewissen haben, aber *schwupp* hat er ein gutes. Hat er überhaupt eines?

Kommentare (2)

  1. Ablasshandel im 21 Jahrhundert… Und was heißt *er* bezahlt? *WIR* bezahlen, er hält nur seine Fresse hin.

    Samstag, 19. Mai 2007 um 22:26 #
  2. Dervanil schrieb:

    Habe das leider erst gelesen, nachdem ich meinen Beitrag zur Kohle schon fertig hatte… Und ich finde das echt peinlich. Wegen etwas so einen Aufstand machen, das doch eigentlich zur Selbstverständlichkeit gehören sollte. Insbesondere nachdem die GAL anfang April einen Antrag in die Bürgerschaft eingebracht hat, der das verbindlich für Flugreisen von Bürgerschaftsmitglieder und Senat fordert.

    http://www.buergerschaft-hh.de/Parldok/tcl/PDDocView.tcl?mode=show&dokid=20332&page=0

    Soviel zur Kreativität und Eigeninitiative dieses Klimaschutzbeauftragten. (Man muss eigentlich das Klima VOR DIESEM Beauftragten schützen!!)

    Sonntag, 20. Mai 2007 um 11:23 #