Unfarbe und Farbe

Es fiel mir selber schon auf, dass seit der Bürgerschaftswahl am 24. Februar hier wenig zur Hamburger Politik geschrieben wurde. Das lag zum einen an dem Schock, dass 42% der Hamburger sich haben 1a das Gehirn durch die Medien waschen lassen. Es lag aber auch daran, dass nach dem Wahltag eine Art Resignation einsetzte. Eine Verdrossenheit. „Was, schon wieder der Spaß-Bürgermeister? Noch einmal? Muss das denn sein…? *seufz* Wieder vier Jahre Prestige-geile ‚Leuchtturm‘-Politik für Reiche? Och nöö…“

Dass die Grünen nun zum Spaß-EB unter die Bettdecke ins gemachte Bett geschlüpft sind — macht den Zustand nicht angenehmer. Seit der Wahl habe ich mich mit einigen Leuten unterhalten und jeder stimmte ein ähnliches Lied an. Da kamen Äußerungen wie „Die Grünen haben verloren.“ Oder „Sie eben auch nur machtgeil.“ Oder „Die habe ich gewählt, damit von Beust abgewählt wird und nun das…“. Am häufigsten kam jedoch „Die werde ich nächstes Mal ganz bestimmt nicht wählen!“ — Womit wir die erste Aussage mit den Verlierern wieder aufgreifen. Zumal die letzte Äußerung teilweise von eingefleischten Ur-Grünen-Wählern gab.

Hamburg bekommt jetzt also Schwarz-Grün. Hm. Wie klasse das ablaufen wird, konnte man in den letzten Jahren in Altona sehen. Stichwort: Bismarckbad. Altona war schwarz-grün und das Bismarckbad musste wirtschaftlichen Interessen weichen. So ähnliche Szenarien habe ich vor Augen, denke ich an eine schwarz-grüne Landesregierung in Hamburg. Die Grünen haben die Elbvertiefung geschluckt. Im Wahlkampf wurde massiv dagegen Front gemacht. Die Grünen haben sich beim absoluten Knackpunkt, dem Punkt, der eigentlich jedes Zusammenkommen hätte verhindern müssen, dem Kohlekraftwerk Moorburg, ebenfalls den Schwarzen geschmeidig an die Seite gelegt. Man habe einen Kompromiss gefunden, heißt es:

Im Koalitionsvertrag soll eine politische Willensbekundung für ein Gaskraftwerk formuliert sein, welches europaweit ausgeschrieben werden soll.

„Willensbekundung“ kann dabei heißen: Okay, hat nichts genutzt, der Wille war da, es ließ sich nicht ändern. Moorburg kommt — trotz vehementer Ablehnung des Projekts im Wahlkampf. So ein Pech aber auch. Da kann man sich durchaus schon getäuscht fühlen.

Schade. Ich mochte die Grünen.

Das ist das weinende Auge. Und wo bleibt das lachende? Links. Die SPD in der Opposition. Alleine. Ohne die befreundeten Grünen. Besser so, als mit den Schwarzen unter einer Decke. Das wäre nur ein Wischi-Waschi wie auf Bundesebene. Nach der ganzen Selbstzerfleischung bei den „Großen“ (aber auch auf Hamburg-Ebene…), ist es ganz gut, wenn die SPD sich nicht biegen und brechen muss. Sollen sie sich erst einmal sammeln, neu formieren, wieder klarere Konturen bekommen.

So. Genug der Politik. Jetzt gehe ich ein Bier eine Cola ein Wasser einen Tee trinken. Wir werden sehen, was sich da in den nächsten Jahren in Hamburg tut. Mehr dazu (vielleicht – wenn die Verdrossenheit wieder weg ist) hier auf diesen Seiten…

Kommentar (1)

  1. blogsgesang schrieb:

    Die Grünen wechseln die Seite, weil die CDU frisches Blut braucht. Mit der FDP hat es schon lange nicht mehr richtig geklappt, also musste ein neuer Partner her. Und der fand sich. Kompliment: Die Schwarzen wissen, wie Macht schmeckt. Mehr…

    Donnerstag, 17. April 2008 um 22:22 #