So, ich muss draußen bleiben. Reeperbahn ist nicht mehr. Die Reeperbahn wurde zur entmilitarisierten Zone erklärt, der Ausnahmezustand verkündet. Unser „Quotenbayer“ Nagel stellte Anfang Dezember die Änderungen im Waffengesetz vor, die dazu führt, dass auf dem Kiez keine Waffen mehr getragen dürfen. Seit dem 11. ist die Verordnung in Kraft getreten, seit gestern wird hart zugeschlagen, sprich jeder Waffenbesitzer muss bei Erwischen bis zu 10.000 € bezahlen.
Dass Schusswaffen nicht erlaubt sind, sollte nicht nur auf dem Kiez gelten! Dass mein Taschenmesser mich zum Terroristen und Schwerverbrecher macht, stimmt mich übellaunig. Ich habe immer ein Taschenmesser dabei. Man weiß nie. So manche Party wäre ohne nicht gut gelaufen. Es sei denn, die Gastgeber hätten die Weinflaschen an der Tischkante geköpft… Mein Taschenmesser ist ein „gefährlicher Gegenstand“, werde ich damit erwischt (oder nimmt eine Videokamera die Tatsache auf, dass ich die Pizzaschachtel mit dem Taschenmesser klein mache, damit sie besser in die überfüllten Mülleimer passt), dann kostet das 150 €.
Schusswaffen – okay. Messer mit stehender Klinge – okay. Mein stumpfes Taschenmesser – nicht okay. Und was sind das noch für Waffen, die man nicht auf dem Kiez haben darf? Was ist das auf dem Zeichen? Ein Zahnstocher? Ein Schraubendreher? Ein Regenschirm? Ach so, ein Baseballschläger. Weil damit jeder rumläuft… Und Haarspray ist auch nicht erlaubt. Halt, das ist Reizgas. Ach so.
Von dem Waffenverbot sind ausgenommen:
- Polizei, Bezirklicher Ordnungsdienst, Feuerwehr, Rettungsdienste, medizinische Versorgungsdienste, Sicherheitsdienste der DB AG sowie der HHA oder inderen Auftrag handelnde Sicherheitsdienste, Geld- und Werttransporte.
- Gewerbetreibende und Anwohner. (Soweit sie einer besonderen Sicherungspflichtnachkommen!)
Öh? Hat der David schon seine Sondererlaubnis für sein Taschenmesser? Oder demnächst sein Skateboard? Und was ist ein Sicherungspflichtnachkommen? Dürfen nur Gewerbetreibende der Reeperbahn-Geschäfte Waffen tragen, oder auch andere? Weitere Ausnahmen:
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- Durchfahrt in Pkw und Lkw
- Handwerker und Gastronomie
- Personenbeförderung im Linienverkehr und Taxi
- Gassprühdosen mit BKA-Kennzeichen zum Eigenschutz
Ist es also erlaubt, eine Waffen mit sich zu führen, wenn man über den Kiez fährt? Fenster runter, Waffe raus? Wie im Film? Cool.
Naja, also im Prinzip ist ein Waffenverbot richtig, das Zeichen ist blöde (vielleicht schreibt man noch die Begriffe unter die Piktogramme?), die Durchsetzung fragwürdig und dass mein Taschenmesser nicht gerne gesehen ist, ist eine Frechheit. 🙁 [Quelle]
Kommentare (3)
Kleiner Tipp: Einfach einen Geschenkverpackung drum machen. Das hilft schon. Denn auch der Verkauf von solchen Waffen und Gegenständen im Bereich der Reeperbahn bleibt weiterhin erlaubt.
Zitat aus der Broschüre der Nagelbehörde: „Bei Kauf von Waffen oder o.g. Gegenständen im Waffenverbotsgebiet hat der Käufer diese nicht zugriffsbereit zu transportieren“ aka Geschenkverpackung. (Quelle)
Achja, auch nett: „Für die Außengastronomie ist die Benutzung von Speisemessern zulässig.“
😉
Das erinnert mich an die Szene aus T2, wenn Schwarzenegger im Einkaufszentrum seine Wumme in einem Strauß Rosen versteckt hat und sie dann später in einem Gang zückt… Bis zum Zücken hätte er sich also auf dem Kiez nicht strafbar gemacht. 🙂
Und zur Außengastronomie: Ich kann auch jemandem mit einer Gabel das Auge ausstechen oder die Leber perforieren…
Gehe ich zu sehr von Vorurteilen bezüglich dieses Viertels aus (wenn ich es jetzt mit dem ähnlich veranlagten Bahnhofsviertel hier in Frankfurt vergleiche), dass es doch eigentlich gerade dieses „spezielle“ Zusammenkommen von „Reeperbahn“ und „Gewerbetreibenden“ dieser sehr weit verstandenen „Gastronomie“ ist, das die Sache mit den Waffen erst so gefährlich gemacht hat?
Es sind ja ganz sicher nicht die unglaublich vielen schwer bewaffnet herumlaufenden Touristen, die dieses Gefährdungspotenzial darstellen.