Irgendwann kam mir der Gedanke, dass „sozial“ ein Schimpfwort für den amtierenden Senat sein muss. Entweder ein Schimpfwort oder aber ein Schreckgespenst, das es zu bekämpfen gilt. Alles, was nach „sozial“ riecht, stinkt dem Senat und muss bekämpft werden. Schaut man sich an, was alles an tollen und schönen Dingen in Hamburg gebaut und gemacht wird, mag man den Eindruck gewinnen, dass ein ganz spezielles Bild von Hamburg angestrebt wird. Hatten wir alles schon: keine Hunde, keine Kinder, keine Armen – alles weg. Nur Schöne und Reiche.
Ein weiteres Wort zum Thema HVV und seine erneute Preiserhöhung: Im Logbuch wird noch einmal der (nicht vorhandene aber angepriesene) Aspekt des Sozialen angesprochen. Da ist es wieder: „sozial“. Wie muss den Herrschaften bei der bloßen Erwähnung dieses Wortes das kalte Grausen packen.
In diesem Zusammenhang erinnere ich mich noch an ein Gespräch mit einem Lehrer, der erzählte, was er mit dem Thema „Schulbücher“ erfahren musste. Wie man weiß, hat Senatorin Dinges-Dierig dieses seltsame Projekt ins Leben gerufen, dass Eltern für die Schulbücher ihrer Kinder selber aufkommen müssen. Denn dafür ist kein Geld vorhanden (anders schaut das bei U4, Elbphilharmonie oder fragwürdigen Museums-Projekten aus…). Der Bekannte von mir sprach davon, dass eine allein erziehende Mutter auf ihn zukam und ihm ihr Leid in Sachen Schulbücher erklärte. Sie sei keine Sozialhilfe-Empfängerin, bekäme also keine Zuschüsse. Nun habe sie aber auch nicht so wahnsinnig viel Geld. Somit müssten die Frau und ihre zwei Kinder „eben auf den Urlaub verzichten“, da sie die Schulbücher bezahlen muss. Einschränkungen in der Lebensqualität, weil die Stadt Gelder nicht für die Projekte freigeben will, die es wirklich benötigen. In diesem Fall wäre das ja „sozial“ und sowas will man nicht… Also schön den Deckel drauf.
Kommentar (1)
„Sozial“ ist nicht mehr interessant. Alles, wirklich alles, muss heute nachweisen, dass es sich im weitesten Sinne „rentiert“, sprich im Augenblick möglichst wenig kostet und möglichst viel einbringt. Auch auf die Gefahr hin, dass zukünftige Generationen die Kosten bezahlen müssen. Aber dann sind die jetzt politisch Verantwortlichen ja schon lange raus aus der Nummer und haben ihren Platz im Geschichtsbuch sicher.
Genauso läuft es beim HVV – ist doch egal wie viele Leute damit fahren: Hauptsache, es ist nicht so teuer. Und wer sich kein Auto leisten kann (oder gar will, das kommt aber in der CDU-Logik gar nicht vor), der hat selber Schuld und darf sich dafür auch ordentlich schämen.
gt