Altonaer Blutsonntag

Leider muss ich gestehen, dass ich von diesem traurigen Tag bisher noch nichts gewusst habe. Nur soviel in aller Kürze: Am 17. Juli 1932 wurde ein Nazi-Aufmarsch durch das „rote“ Altona genehmigt, es vielen Schüsse, zwei SA-Leute wurden tödlich verletzt, die Polizei rückte an und schoss auf vermeintliche „Dachschützen“, in dem Gemenge kamen 16 Altonaer Bürger ums Leben – das war der so genannte Altonaer Blutsonntag. Er hatte weitere und weitreichende politische Folgen.

Es wurden Verdächtige festgenommen und diese 1933, nach fragwürdigen Untersuchungen vom Altonaer NS-Sondergericht zum Tode verurteilt, am 1. August auf dem „Weiberhof“ hinter dem Gericht (heute residiert dort das Amtsgericht Altona) mit dem Handbeil geköpft. Dies waren die ersten Hinrichtungen im Dritten Reich.

Die vier Männer, die damals so grausam hingerichtet wurden, waren Bruno Tesch, Walter Möller, Karl Wolff und August Lütgens.

Als ich das zum ersten Mal las, kam ich ins Stocken. Bruno Tesch? Sagt mir doch irgendwas!? Kurz gegrübelt und dann fiel es wieder ein: es gab in Altona eine Bruno-Tesch-Gesamtschule. Gab! Die drei anderen Verurteilten wurden ebenfalls nachträglich in „ihrem“ Stadtteil geehrt. Es gibt einen August-Lütgens-Park, einen Walter-Möller-Park und eine Karl-Wolff-Straße.

Warte einmal, der Walter-Möller-Park, der ist mir doch auch schon einmal untergekommen. Woher kenne ich den denn? Ach ja: Der wurde teilweise platt gemacht, damit dort der Pseudo-Ersatz für das Bismarckbad hinkommen konnte. Und die wegen Schülermangel geschlossene Bruno-Tesch-Gesamtschule musste ebenfalls für das Schwimmbad herhalten. Wie praktisch, dass immer weniger Eltern ihre Schüler auf diese Gesamtschule geschickt haben, gell!? Die Gesamtschule wurde mit dem Ende des Schuljahres 2003/2004 geschlossen, das Areal zugebaut.

Man sieht also (in Bezug auf Bruno Tesch und Walter Möller), dass es nicht so weit her ist mit dem Gedenken an diese ersten Opfer. Wenigstens hat sich das Stadtteilarchiv Ottensen zusammen mit dem Ausschuss für Kultur und Bildung der Bezirksversammlung Altona darum gekümmert, dass der Name Bruno Tesch nicht ganz aus dem Stadtbild verschwindet. Seit dem 17. Juli gibt es einen Bruno-Tesch-Platz. Am heutigen 75. Jahrestag der Hinrichtungen wurde außerdem eine Gedenkveranstaltung abgehalten.

Kommentare (3)

  1. Ivy schrieb:

    Also, das das Gelände einfach so zugebaut wurde, stimmt nicht ganz. Dort hat nämlich jetzt die Grundschule Chemnitzstrasse ihr neues Heim, da die schon länger aus Platzmangel in zwei Häusern unterrichten musste. Insofern immerhin eine Verbesserung.

    Freitag, 1. August 2008 um 19:51 #
  2. Nils schrieb:

    Dann als Korrektur: Teilweise zugebaut. Sorry und danke für den Hinweis. 🙂 Wollte eigentlich heute noch hingefahren sein, habe es aber nicht geschafft.

    Freitag, 1. August 2008 um 19:53 #
  3. Ivy schrieb:

    🙂

    Samstag, 2. August 2008 um 22:20 #