Der Deckel kommt

Der Bund schießt nun 250 Mio Euro zum A7-Deckel hinzu. Hamburg muss „nur noch“ 200 Mio drauf legen. Ein Kinderspiel. Ein Pappenstiel. Meine Befürchtung, die ich im August anstellte, wonach der Deckel schon beschlossene Sache sei – scheint sich damit auch bestätigt zu haben.

Ich meine, schaut man sich die bunten Bildchen der Behörde für Stadt- und Umweltverschandelung (BSU) an, dann sind die auch ganz nett. Ja, würde man die Kerbe, die die A7 in die Stadt „gerissen“ hat, mit Deckeln (Mehrzahl) kaschieren und oben drauf alles Koalitions-Grün gestalten – das hätte schon was. Aber nicht zu diesem Preis.

Die Handelskammer lobt:

Die GartenStadt Altona ist ein Paradebeispiel dafür, dass Hamburg in seinem Kern wachsen kann, ohne dass ökologisch wertvolle Flächen am Stadtrand oder in der Metropolregion geopfert werden müssen.

Ein schönes Beispiel also. Es werden für die Deckel weder am Stadtrand, noch irgendwo in der Metropolregion ökologisch wertvolle Flächen geopfert. Aha. Das bedeutet doch, so der Präsens der Handelskammer, dass die Kleingärten, die teilweise knapp 100 Jahre alt sind, als nicht ökologisch wertvoll anzusehen sind!? Übrigens glaube ich kaum, dass irgendwo in Lüchow-Dannenberg Grünflächen für die Deckel geopfert werden würden. Selbst wenn man nachfragte. Immerhin gehört der Landkreis Lüchow-Dannenberg in Niedersachsen zur Metropolregion … Hamburg aber irgendwie auch. Und dort wird geopfert. Es sei denn, das ist, wie oben geschrieben, alles nicht ökologisch wertvoll.

Schaut man auf der von Senatorin Hajduk gezeigten Präsentation die Seite 7 an (PDF, 1.1MB), dann sieht das sehr nach meiner Opferliste aus.

Doch nicht nur das Opfer der bestehenden Kleingärten – die alle „großzügig und gönnerhaft“ umgesiedelt werden würden – ist ein zu hoher Preis. Auch das rein Finanzielle wiegt schwer. Hamburg hat derzeit mächtig zu knabbern am trockenen Brotkanten. Alles sehr unhanseatisch, aber so ist es nun zur Zeit. Vattenfall will die Stadt verklagen, Möbel Höffner ebenso. Die HSH Nordbank ist pleite und braucht Geld. Die Elbdisharmonie ist ein Millionengrab, ebenso wie die U4. Jetzt noch mal eben 200 Millionen Euro? Woher? Aus der Portokasse? Nein, die sollen u.a. durch den Verkauf von den Kleingärten reingeholt werden — um gleich wieder ausgegeben zu werden.

Also so eine Stadt scheint doch irgendwie anders mit Geld umzugehen, als der kleine Mann. Wenn der kein Geld hat, dann kann er auch keines ausgeben. So einfach. Doch unsere gewählten Volksvertreter scheinen keine „kleinen Männer“ (und Frauen) zu sein. Oder sie halten sich nicht dafür.

Übrigens stört mich an dem Bericht des Senatblattes folgender Satz. Da wird zuerst davon geredet, dass der Bund Geld für 740 Meter Deckel zuschießt. Dann diese Behauptung:

Den Hamburgern ist das nicht genug.

Was für eine Verallgemeinerung! Fragt doch mal „die Hamburger“. Und nicht die, die dicht bei den Politikern sitzen („freundschaftlich“ oder in Immobilien). Liest man die Kommentare auf der Seite des Senatblattes, dann bekommt man schon den Eindruck, dass „die Hamburger“ nicht so angetan sind von der Idee, so viel Geld für dieses Projekt rauszuhauen.

Wie gesagt: Die Idee, neue Grünflächen zu schaffen ist gut. Auch wenn die Abgase nicht einfach so verschwinden würden … Aber wenn man das Geld nicht hat, sollte man die Finger von größenwahnsinnigen Leuchttürmen Projekten lassen. Der Schreberspacken hat ganz recht, wenn er schreibt, dass der Senat zwölf Jahre Zeit gehabt habe, alternative Finanzierungsmöglichkeiten zu finden und bitte auch weiter darüber nachdenken sollte.

Es ist nicht einzusehen, dass man bestehende Ökosysteme zerstört, um grüne Rasenflächen zu schaffen und dort, wo einst die Kleingärten waren, später teure Wohnhäuser stehen sollen. Wie wäre es eigentlich noch mit ein paar Büros dazwischen? Haben wir schließlich so wenige von … Und glaubt mal nicht daran, dass dort sozial verträglicher Wohnraum hinkäme. Dann könnte die Stadt den Grund auch selber übernehmen, bekäme dafür jedoch kein Geld.

Ehrlich gesagt, fällt es mir angesichts dieser Finanzierung sehr schwer – trotz bunter Bildchen –, die Deckelung positiv zu empfinden.