Gods and Monsters

Cover von DV8 - Gods and Monsters

Bewertung: 4.5 von 5

Acht genetisch aufgebesserte Superwesen rauschen vom Himmel herab und landen in einer Steinzeitwelt. Mitten in einem schon scheinbar ewig andauernden Kampf zwischen den einzelnen Stämmen, erscheinen diese Wesen mit Superkräften und in farbenfrohen Kostümen. Sie selber wissen nicht, wie sie dort hingekommen sind. Die Ureinwohner dieser Welt sehen in den Ankömmlingen Götter.

Jeder der jungen Menschen hat eine besondere Kraft. Am deutlichsten wird es noch bei Leon Carver, oder auch Frotsbite genannt, der seiner Umgebung Wärme entziehen. Außerdem kann er einen Schutzschild um sich generieren. Nicole Callahan, deren Codename Blies lautet, kann Emotionen bei Menschen ins Unerträgliche steigern. Ihr Bruder Matthew (Threshold) hat psionische Kräfte und ist nicht nur sadistisch, sondern auch sonst psychisch instabil. Die reiche Göre Rachel Goldman, Sublime, kann ihre Dichte variieren. Der Powerhaus genannte Hector Morales kann Emotionen der Menschen aufsaugen und in Kraft umwandeln, wobei er dabei immer mehr wächst. Evo (Michael Heller) kann sich in verschiedene Tiere verwandeln. Dann haben wir noch die superschlaue Freestyle (Jocelyn Davis) und Gem Antonelli (Copycat).

Gem ist als Letzte auf der Welt gelandet und wird von Frostbite sowie Freestyle aufgenommen. Die anderen Superwesen sind bei anderen Stämmen untergekommen. Bis auf Evo sind die Anderen in ihren Stämmen hoch angesehen. Gem und Frostbite halten sich ziemlich bedeckt.

Die Geschichte wechselt immer wieder den Standort. Mal spielt sie auf der fremden Welt, mal in einem Raumschiff, in dem Gem über die Vorkommnisse auf der Welt verhört wird. So erfahren wir aus Ges Erzählungen, wie sich die jungen Menschen unter den „Primitiven“ anstellen. Manche schwingen sich zu Göttern auf — und zu Monstern. Andere bleiben eher unterm Radar.

Das nützt alles nichts. Im Endeffekt stoßen unsere „Helden“ alle wieder aufeinander. In unserer Welt konnten sie sich schon nicht ausstehen, nun, da sie „Götter“ mit Armeen sind, kann das kein gutes Ende nehmen.

Meinung

Die Comis-Serie erschien in den 1990ern bei Wildstorm. Anfangs war sie wohl recht erfolgreich, doch in der zweiten Hälfte soll die Begeisterung gesunken sein. Nach 32 Ausgaben wurde die Serie eingestellt. Sie zeichnete sich wohl durch Brutalität und derbe Sprache aus.

Ursprünglich waren die Jugendlichen eine Art Killerschwadron, einer Organisation namens „International Operation“. Hier unterstanden sie einer Ivana Baiul, die wohl ihre „Schäfchen“ ziemlich verarscht hat. Das geht jedenfalls aus der Geschichte Gods and Monsters hervor.

Autor Brian Wood nahm sich der Gruppe letztes Jahr an und schickte sie in ihr letztes (?) Abenteuer. Wir wissen nicht, wieso die acht „Helden“ auf dem Planeten landen. Wir erfahren erst ganz spät, wer denn überhaupt die junge Frau namens Gem verhört. Wood behält also noch Karten im Ärmel und erhöht dadurch die Spannung.

Die Geschichte Gods and Monsters ist simpel: Man nimmt Superwesen und schmeißt sie auf einen aus unserer Sicht zurückgebliebenen Planeten. Da ist es doch klar, dass diese Wesen als Götter angesehen werden. Das sind sie aber nicht. Also: Wie verhalten sie sich? Die Frage wird umso interessanter, als das „Team“ völlig kaputt und zerstritten ist. Zudem scheint die Gruppe nur aus psychisch instabilen, egozentrischen Menschen zu bestehen.

Im Grunde erleben wir eine Art „Kampf der Götter“. Die einzelnen „Götter“ haben ihre jeweiligen Stämme unter sich und spielen nun Krieg. Einzig Gem, bei der die ganze Zeit über nicht klar wird, was sie für eine Kraft hat, Frostbite und Freestyle nehmen die Götter-Rollen nicht an. Freestyle macht sogar etwas, das keinem der Neuankömmlinge in den Sinn gekommen ist. Sie versucht ihren Intellekt, also ihre Kraft, zum Wohle ihres Stammes einzusetzen. Nicht Kampf, sondern Kopf. So kann ein Gott auch sein.

Ich bin schnell von der Geschichte begeistert gewesen. Die Zeichnungen von Rebekah Isaacs sind klar, „sauber“ und schön anzusehen. Einziger Wermutstropfen war für mich, dass ich die Vorgeschichte der Figuren nicht kannte. So muss man sehr genau lesen und aufpassen, um die nötigen Informationen über die Kräfte und Charaktere der Figuren zu erfahren. Denke, wenn man die Vorgeschichte kennt, dürfte der Einstieg leichter fallen.

Wood hat mal wieder eine tolle Geschichte hingelegt. Gods and Monsters kommt als allein stehende Mini-Serie aus. Man muss nicht die ursprüngliche Serie kennen. Man möchte sie aber nach der Lektüre von Gods and Monsters lesen. Und man möchte mehr von Brian Wood lesen. Wie gesagt, er lässt noch einige Fäden offen.

Mir ist nur eine Stelle aufgefallen, die etwas unlogisch war: Als die Gruppe von dem Planeten floh — wie ist das passiert?

Ansonsten: Absolut lesenswert. Nicht das übliche Geballere und Schwarz/Weiß anderer Superhelden-Comics. In diesem Fall müsste man eh eher Antihelden-Comics sagen. Es kommt eine (Art) moralische Frage auf, die sich durch die Mini-Serie zieht: Wie verhalten sich genetisch aufgewertete Menschen in einer primitiven Welt, in der sie für Götter angesehen werden?