Zwei Tage in Zürich

Der Titel ist gelogen. Mittwoch gegen Mittag hin, Donnerstag und Freitag Konferenz, Sonnabend in der Frühe zurück. Wenn man im Konferenzsaal hängt, dann sieht man verständlicherweise nicht viel von der Stadt. Die Veranstaltung wurde in der Universität Nord abgehalten. Das ist wohl noch mal am Arsch von Zürich. Hier wird wie wild gebaut, aber hauptsächlich riesige Bürokomplexe, dazwischen gemengt ein paar Wohnungen. Schön ist das alles nicht. Zum hochgelobten Part, der Innenstadt mit seinem See und so – habe ich nicht geschafft.

Das hängt unter anderem damit zusammen, dass ich am ÖPNV in Zürich gescheitert bin. Menschen beschweren sich immer über die Preisgestaltung in Hamburg und die vielen Linien – die waren noch nicht in Zürich. Im Endeffekt musste ich ein Taxi nehmen, um vom Flughafen zum Hotel zu kommen. Das war zu viel mit dem ÖPNV. Macht den mal besser, liebe Schweizer.

Am ersten Abend konnte ich wenigstens noch ein wenig rumlaufen. Ich bin lange gegangen und doch kaum ein Stück auf der Karte vorangekommen. Irgendwann musste ich umkehren. Ich denke, der Teil Zürichs, in dem ich war, kann man wohl von der Entfernung her mit Poppenbüttel vergleichen. Von dort geht man auch nicht zu Fuß in die Innenstadt. Da kommt man nicht mal eben an. Daher kein St. Peter oder Zürichsee für mich. Stattdessen musst eich feststellen, dass der modernere Teil Zürichs architektonisch entweder hässlich oder langweilig ist. Nur Klötze mit hohen Fenstern drin oder 70er-Jahre-Grausamkeiten oder irgendwas, das ich in den 50ern ansiedeln würde und das schon Staub angesetzt hatte.

Es gab aber auch schöne Dinge an Zürich: Die Stadt ist sehr sauber. Und das, obwohl kaum Mülleimer aufgestellt sind. Keine Ahnung, wie die das machen. Aber es gibt auch kaum Graffiti, was ich ebenfalls als sehr angenehm empfand. In Hamburg ist überall auf jeder Wand ein Sprühwerk. Meistens die langweiligen Buchstaben. Oder Menschen, die ihr Revier markieren mit Gekrakel an Häuserwänden, auf Denkmälern oder Kunstgegenständen. Ätzend! Gab es in Zürich nicht. Ebenso wenig sah ich junge Männer mit halb runtergelassenen Hosen, ihrer Umwelt ihre Unterhosen zeigen. Das findet man in Hamburg an jeder Ecke und das ist peinlich hoch zehn. Ich muss immer schnell an diesen Typen vorbei. In Zürich hatten sie alle vernünftige Hosen an. Was läuft hier nur schief in Hamburg?

Neben dem nicht verständlichen ÖPNV sind natürlich die Preise noch als unangenehmer Punkt aufzuführen. Und die Tatsache, dass man zwar alles lesen kann, aber nichts vom Gesprochenen versteht. 🙂

Dafür hat mir die Stadt noch ein schönes Abschiedsgeschenk bereitet. Auf dem Rückflug hatte ich geschätzt 20 junge Schweizerinnen – Physiotherapeutinnen, wie man vernehmen konnte – hinter mir. Die eine hätte mich beinahe mit ihrem Koffer erschlagen, eine Kollegin von ihr meinte, das gesamte Flugzeug unterhalten zu müssen, so hat sie gebrüllt. Natürlich direkt hinter mir. Ich bin einige Male zusammengezuckt, wenn sie anhob …

Aber auch das habe ich überlebt. Mal schauen, wann es mich wieder in die größte Stadt der Schweiz verschlägt.