Farbenlehre

31.12.05, ich lege mich ins Bett. Etwas nagt an mir. Dann fällt es mir ein, der Adrenalinpegel ist irgendwo an der Zimmerdecke. Am (heutigen) 1.12. ist Abgabeschluss für das Bürgerbegehren zum Erhalt des Bismarck-Bads. Da töne ich groß herum – und hätte fast vergessen, meine Stimme abzugeben. Jungejunge. Also heute meine drei Sekunden Demokratie ausgekostet. Drei Kreuzchen auf dem blauen Abstimmzettel. Was ist da noch alles dabei? Eine „Benachrichtigung über den Bürgerbescheid ‚Bismarckbad'“, eine Seite der schwarz-grünen (seltsame Farbkombo) Bezirksversammlung, eine Seite der Bürgerinitiative, ein rosa Briefumschlag sowie ein blauer Briefumschlag. Die Umschläge sind für die Brief- … – Wahl? Ne. Das Briefbegehren? Klingt so, als würde man eine sexuelle Beziehung zur Post pflegen. Den Briefentscheid? Also die Umschläge sind für eine Stimmabgabe per Post da. *puhh* Der blaue Brief mit den drei Kreuzchen kommt in den blauen Umschlag, der in den rosa Umschlag kommt. Dann ab damit an das Bezirksamt Altona.

Blauer Umschlag für den Stimmzettel Mit der Post konnte ich meine Kreuzchen natürlich nicht mehr verschicken. Die wären wohl kaum bis heute um 18h angekommen. Somit musste ich zum Bezirksamt hinpilgern. Von der Max-Brauer-Alle kommend, dachte ich noch, ich sei schlau. Als ich meinen Perso habe verlängern lassen, bin ich damals zuerst ins Altonaer Rathaus gelaufen, wurde dort aber rausgeworfen, da sich das Bezirksamt-Kundenzentrum 20 Meter weiter in einer ehemaligen Bücherhalle befindet. Also geschickt am Rathaus vorbeigesteuert und innerlich gelächelt ob meiner Gerissenheit.

Rosa Umschlag für den blauen Umschlag An der Rezeption mit dem blauen Umschlag gewedelt und gefragt, ob ich hier richtig sei? Ja und Nein. Ob ich denn den rosa Umschlag dabei hätte? Nee, bin ich die Post? Dann müsse ich rüber ins Rathaus gehen. Weil: Ist ja geheime Wahl und so. Abgewunken, das Merkel-Gesicht aufgesetzt (Mundwinkel runter) und doch ins Rathaus gerannt. Hoch in den zweiten Stock. Rein ins Zimmer 228. An der Haltelinie gestoppt. War zwar außer mir kein anderer Stimmenabgeber da, aber egal. Eine nette Dame bat mich an den Tisch. Hier wiederholte ich meine Frage „Bin ich hier richtig?“ und wedelte abermals mit dem blauen Brief.

„Haben Sie den rosa Umschlag dabei?“.
„Nein.“
„Dann die Benachrichtigung?“
„Nein.“
„Ja den blauen Umschlag, den wollen wir hier nicht.“, sagte die Dame und öffnete den Blauen. „Ausweis dabei?“
„Ja.“
„Jetzt dürfen sie den Zettel in die Urne stecken.“
„Danke.“

Dafür, dass das Bürgerbegehren eh von den C-Freunden mit einem Lächeln à la Ihr habt uns gewählt, jetzt müsst ihr damit leben, was wir sagen! Ein Bürgerbegehren? *pff* Müssen wir uns doch nicht dran halten. abgeschmettert wird, war der Akt doch verdammt offiziell und bürokratisch. – Und schweißtreibend.