Wah(rzeichen)nsinn

Hafen, Michel und Reeperbahn - Hamburger Wahrzeichen

Hamburg hat Minderwertigkeitskomplexe. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass der Senat so marktschreierisch verzweifelt versucht, Hamburg in der Welt bekannt zu machen. Wenn wir Wer sein wollen, dann brauchen wir Wahrzeichen (Mehrzahl). So mancher Alt-Hamburger möchte von seinem Labskaus missmutig aufschauen und brummeln, dass wir das doch nicht nötig ham‘. Sind doch genügen. Wahrzeichen da.

Stellt man sich irgendwo auf der Welt hin und erklärt, dass man aus Hamburg/ Germany käme, dann strahlen die Leute und freuen sich, mit lustigem Akzent Ah, Reeperbahn sagen zu können.

Schaut man bei Wikipaedia nach dem Schlagwort Wahrzeichen bekannter Städte und klickt sich zu Deutschland durch, dann ist man mit ein wenig Scroll-Arbeit bei Hamburg und findet dort den Michel.

Na, und der Hafen – als Tor zur Welt – sollte ebenfalls weltweit bekannt sein.

Doch das reicht dem Senat nicht. Entweder ist er einfach nimmersatt, oder die Reeperbahn ist ihm zu schmuddelig (damit möchte man lieber überhaupt nicht in Verbindung gebracht werden). Warum werden Hafen und Michel nicht gewürdigt, kann ich hingegen beim besten Willen nicht erklären? Keine Ahnung.

Der Senat ist also der Meinung, Hamburg habe keine Wahrzeichen und müsse ein „achtes Weltwunder“ bauen. Überall in Hamburg sieht man an den Litfaßsäulen Plakate mit der Aufschrift Hamburg baut ein Wahrzeichen. Aber wir haben doch schon Gebäude oder Einrichtungen, die Hamburg in der weitenweiten Welt bekannt machen! Es bedarf keiner Elbphilharmonie! Okay, ich sehe ein: Weder an der Reeperbahn, noch am Hafen kann man eine Plakete anbasteln, die besagt „Dieses Stück Wahrzeichen wurde gesponsert von XXX und wurde ermöglicht durch YYY, die Hamburg nun auf immer und ewig in Erinnerung haben muss! *ätsch*“ An den Michel kann man so ein Warnschild auch nicht anpinnen. Da ist der Zug abgelaufen, um sich dort zu verewigen.

So wird die Elbphilharmonie zu einem Wahrzeichen Abschreibungs- und Prestige-Objekt. Mehr nicht. Vielleicht noch im laufenden Betrieb zu einem Millionengrab. Wir werden sehen.

Ich sprach von Mehrzahl. Tja, wenn man sich Mühe gibt, dann kann man folgendes Zitat auch als Warnung verstehen, dass der Volkspark ein Wahrzeichen werden soll:

Der Senat will aus dem Altonaer Volkspark eine Sport- und Freizeitstätte von überregionalem Ruf machen – einen „Ort, an dem man gewesen sein muss“, wie es Sportsenatorin Alexandra Dinges-Dierig (CDU) ausdrückte. [Quelle: taz]

Also doch Minderwertigkeitskomplexe. Wohl nix mit „stattlich anzuschauen„. Und ich dachte immer…

Ansonsten hoffe ich, damit auch Enricos Frage beantwortet zu haben… 😉