Fatih Akin über das provinzielle Hamburg

Der Hamburger Regisseur Fatih Akin gab ein Interview anlässlich der bevorstehenden Ausstrahlung seines jüngsten Films „Soul Kitchen„. Der Streifen spielt in der Hansestadt und zeigt u.a. viele Orte, die es in naher Zukunft nicht mehr geben wird. Hamburgs Baumeister setzen an jeder Ecke den Radierer an und eliminieren das eine oder andere Fleckchen — muss ja alles schön sauber sein in der Stadt, ne!?

Akin erklärt, dass es ihm wichtig war, solche Orte auf Zelluloid festzuhalten, damit man später mit seinen Kindern an diese Ort zurückreisen kann. Eine sehr schöne Idee, wie ich finden, Hamburg „nebenbei“ der Nachwelt zu erhalten. Wenn schon nicht im realen Leben, so doch in unseren Silberleinwand-Träumen.

Darauf angesprochen, wie der Regisseur zu der Besetzung des Gängeviertels durch Künstler stehe, gibt der 36-Jährige eine wunderbare Antwort. Wirbt Akin für seinen Film, so wirbt er auch immer für die Denkmäler der Hansestadt. Weiter lässt er sich über die „Weltstadt“ Hamburg aus, womit er mir aus dem Herzen spricht:

Hamburg wird nie eine Weltstadt werden. Du kannst nur eine Weltstadt sein, wenn du Respekt hast vor der Vergangenheit. Wenn man Dinge abreißt wegen des schnellen Geldes, machst du die Stadt nicht nur hässlich, sondern vor allem provinziell.

Recht hat er! Hamburg will immer groß sein. Wie ein kleines Kind hüpft die Stadt auf seinen kurzen Beinchen ständig in die Luft, um doch endlich auch mal „da oben“ bei den Großen dabei sein zu können. Wer groß werden will, muss wachsen. Wer wächst, der muss zu seiner Geschichte stehen. Ein Radiergummi in seiner eigenen Historie anzusetzen, ist nicht ein Zeichen von Größe.

Hamburgs Öberste müssen kapieren, dass sie nicht alles Alte ausmerzen können und stattdessen, wie Akin es passend formulierte, für das „schnelle Geld“, hässliche Glas- und Stahlmonster in die immer langweiliger werdende (architektonische) Landschaft stellen können.

Danke an E.R. für den Hinweis auf das Interview.