Es müssen folgende Kriterien erfüllt sein: Man sollte nicht mehr unter den Lebenden weilen, man muss eine bekannte Person gewesen sein (und sei es auf lokaler Ebene) und für gewöhnlich muss man auch noch etwas Besonderes verbracht haben. Dann wird man posthum mit einem Fleckchen in einem Stadtplan geehrt. Nicht mit einem Ketchup-Fleck, sondern mit einem Platz oder einer Straße, der/die den Namen der verstorbenen Person trägt.
Oftmals, wenn ich solche Plätze oder Straßen sehe, muss ich daran denken, dass sich die geehrten Personen im Nachhinein bestimmt nicht unbedingt über diese Ehre freuen dürften. Nehmen wir in Ottensen den oft falsch ausgesprochenen und geschriebenen (und wenig bekannten) Alma-Wartenberg-Platz. Über Alma Wartenberg findet man kaum etwas. Im Stadteilarchiv Ottensen stehen ein paar Sätze zu dieser SPD-Frau:
Alma Wartenberg hat sich für die Rechte der Arbeiterinnen, für Mutterschutz und besonders auch für sexuelle Aufklärung eingesetzt.
Sie vertrat die SPD im Parlament der Stadt Altona von 1919 bis 1925 — und in so einer Zeit engagierte sie sich für die Freigabe von Verhütungsmitteln. Alle Achtung. Den Alma-Wartenberg-Platz gibt es seit 1997. Ob sich Frau Wartenberg darüber freuen würde? Ich bin einmal nett und umschreibe die Klientel, die sich auf dem Platz tummelt als „Menschen mit sozialen und finanziellen Problemen, die sie vermehrt in Alkohol zu ertränken versuchen“. Ganz ehrlich? Ich würde mich nicht so richtig darüber freuen. Der Platz ist sicherlich nicht das Schmuckstück Ottensens.
Ebenso wenig würde ich mich über die Ehre freuen, die dem einstigen Ersten Bürgermeister Hamburgs, Paul Nevermann, angetragen wurde. Auch dieser ehemalige SPD-Politiker hat einen Platz nach sich benannt bekommen: einen Parkplatz an der Ostseite des Altonaer Bahnhofs. Na schön, der Paul-Nevermann-Platz erstreckt sich auch noch an der Süd- und West-Seite des Bahnhofs und nimmt somit eine beachtliche Fläche ein. Im Süden ist es die Rundtrasse, die einmal um den Busbahnhof führt (Hey!) und an der Westseite ein kleines Stück Kopfsteinpflaster (Ho!). Der auffälligste Bereich ist aber der Parkplatz (weil hier das Straßenschild am ehesten ins Auge fällt). Na toll…
Alt-Bundeskanzler Willy Brandt wurde in Hamburg ebenfalls mit einer Straße geehrt. Aber was für einer. Die ehemalige Ost-West-Straße in der Altstadt Hamburgs: eine mehrspurige Stinkestraße, die sich an Büros vorbeischlängelt, meistens verstopft und am Wochenende ziemlich verwaist ist. Na danke auch.
Es gibt in Hamburg natürlich noch einige andere Beispiele für die Benennung nach Personen, aber das sind die, die mir am präsentesten sind. Daneben fällt mir auch die Max-Brauer-Allee ein. Die ist mal gar nicht s.o. schlimm. Eine wichtige und ziemlich lange Straße, ebenfalls nach einem Ersten Bürgermeister benannt, an dessen Rand sogar noch das eine oder andere schöne Haus steht. Max Brauer dürfte von den hier aufgeführten Politikern wohl noch am ehesten mit „seiner“ Straße zufrieden sein.
Ich will gar nicht wissen, was für ein Prachtstück von Straße oder Platz irgendwann nach dem jetzigen Spaß-EB benannt wird. Wahrscheinlich ein ganzer (Nobel-)Stadtteil…