War ja klar

Neue Kfz-Steuer. Schön. Aber dass die SUVs natürlich außen vor bleiben und somit weiterhin „billig“ bleiben, war klar. Ja nicht den Reichen und Schönen ans Bein pinkeln. Stichwort: Verzicht auf progressiven Steuertarif. Bloß nicht verärgern… Was für ein Wischiwaschi-Umweltschutz.

Umweltminister Gabriel sagte dazu:

Die Bundeskanzlerin und ich sind uns einig, die Kfz-Steuer umzustellen, weil wir zeigen wollen, dass man beim Klimaschutz auch Geld sparen kann.

Wer viel Geld für eine CO2-Schleuder wie einen SUV ausgibt und auch das Geld für das viele und teure Benzin hat — der kann jetzt bei der Steuer sparen. Wie klimaschützend… :nene:

Ehre

Es müssen folgende Kriterien erfüllt sein: Man sollte nicht mehr unter den Lebenden weilen, man muss eine bekannte Person gewesen sein (und sei es auf lokaler Ebene) und für gewöhnlich muss man auch noch etwas Besonderes verbracht haben. Dann wird man posthum mit einem Fleckchen in einem Stadtplan geehrt. Nicht mit einem Ketchup-Fleck, sondern mit einem Platz oder einer Straße, der/die den Namen der verstorbenen Person trägt.

Oftmals, wenn ich solche Plätze oder Straßen sehe, muss ich daran denken, dass sich die geehrten Personen im Nachhinein bestimmt nicht unbedingt über diese Ehre freuen dürften. Nehmen wir in Ottensen den oft falsch ausgesprochenen und geschriebenen (und wenig bekannten) Alma-Wartenberg-Platz. Über Alma Wartenberg findet man kaum etwas. Im Stadteilarchiv Ottensen stehen ein paar Sätze zu dieser SPD-Frau:

Alma Wartenberg hat sich für die Rechte der Arbeiterinnen, für Mutterschutz und besonders auch für sexuelle Aufklärung eingesetzt.

Sie vertrat die SPD im Parlament der Stadt Altona von 1919 bis 1925 — und in so einer Zeit engagierte sie sich für die Freigabe von Verhütungsmitteln. Alle Achtung. Den Alma-Wartenberg-Platz gibt es seit 1997. Ob sich Frau Wartenberg darüber freuen würde? Ich bin einmal nett und umschreibe die Klientel, die sich auf dem Platz tummelt als „Menschen mit sozialen und finanziellen Problemen, die sie vermehrt in Alkohol zu ertränken versuchen“. Ganz ehrlich? Ich würde mich nicht so richtig darüber freuen. Der Platz ist sicherlich nicht das Schmuckstück Ottensens.

Ebenso wenig würde ich mich über die Ehre freuen, die dem einstigen Ersten Bürgermeister Hamburgs, Paul Nevermann, angetragen wurde. Auch dieser ehemalige SPD-Politiker hat einen Platz nach sich benannt bekommen: einen Parkplatz an der Ostseite des Altonaer Bahnhofs. Na schön, der Paul-Nevermann-Platz erstreckt sich auch noch an der Süd- und West-Seite des Bahnhofs und nimmt somit eine beachtliche Fläche ein. Im Süden ist es die Rundtrasse, die einmal um den Busbahnhof führt (Hey!) und an der Westseite ein kleines Stück Kopfsteinpflaster (Ho!). Der auffälligste Bereich ist aber der Parkplatz (weil hier das Straßenschild am ehesten ins Auge fällt). Na toll…

Alt-Bundeskanzler Willy Brandt wurde in Hamburg ebenfalls mit einer Straße geehrt. Aber was für einer. Die ehemalige Ost-West-Straße in der Altstadt Hamburgs: eine mehrspurige Stinkestraße, die sich an Büros vorbeischlängelt, meistens verstopft und am Wochenende ziemlich verwaist ist. Na danke auch.

Es gibt in Hamburg natürlich noch einige andere Beispiele für die Benennung nach Personen, aber das sind die, die mir am präsentesten sind. Daneben fällt mir auch die Max-Brauer-Allee ein. Die ist mal gar nicht s.o. schlimm. Eine wichtige und ziemlich lange Straße, ebenfalls nach einem Ersten Bürgermeister benannt, an dessen Rand sogar noch das eine oder andere schöne Haus steht. Max Brauer dürfte von den hier aufgeführten Politikern wohl noch am ehesten mit „seiner“ Straße zufrieden sein.

Ich will gar nicht wissen, was für ein Prachtstück von Straße oder Platz irgendwann nach dem jetzigen Spaß-EB benannt wird. Wahrscheinlich ein ganzer (Nobel-)Stadtteil…

Zahlen des Tages

45 Billionen Dollar

So viel Geld müsste aufgebracht werden, um einen Klimaschock abzuwenden. Dabei setzt die IEA auf Atomenergie. Was sich ein bisschen mit dem deutschen Atom-Ausstieg kappelt. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel spricht auch davon, dass die Zukunft der Energieversorgung in erneuerbaren Energien liegt. Was klappen könnte.

4,5 Millionen Zuschauer

So viele verrückte Deutsche haben sich das Finale der Show „Deutschlands nächste ‚So werde ich niemals aussehen‘-Frau“ (oder für die Männer: „Deutschlands nächste ‚Endlich darf ich mir halbnackte Weiber mit meiner Alten ansehen‘-Frau“) angesehen. Die spinnen! Wer schaut nur so einen Schrott? Mal abgesehen davon, dass die Gewinnerin noch nicht einmal gut aussieht (keine Ahnung, wie die anderen aussahen).

Grüne Revolution

Fahrrad mit Seifenblasen-Auspuff

Ach ist das schön. Schöner Ungehorsam. Im April ging in Hamburg die Blumen-Guerilla um. In bester Guerilla-Manier wurden von Unbekannten Blumen gepflanzt — um Hamburg schöner zu machen. Bei Nacht und Nebel kamen sie und am nächsten Morgen fanden die Bürger Blumenbeete vor, wo sie vorher nicht waren.

Nicht so schnell (innerhalb einer Nacht) aber doch auch als „verboten“ könnte man die Idee von Society Creative llc. bezeichnen. Als ein Ergebnis der Aktion Power to the Pedal von Design 21 ist Bloom hervorgegangen. Die Aktion sollte dazu dienen, Ideen zu finden, wie man mehr Menschen aufs Fahrrad bekommt.

Bloom ist eine Art Auspuff fürs Velo. Nun sind diese Zweiräder — im Gegensatz zu ihren großen zwei- und vierrädrigen Geschwistern — von Haus aus arm an Auspuffgasen. Wieso also ein Auspuffrohr? Bei Bloom werden alle Zutaten hinzugefügt, um eine Grün-Guerilla-Kampagne zu starten: Wasser, Seifenblasen-Seife und Pflanzensamen. Luft strömt vorn. ins Auspuffrohr rein und hinten kommen Seifenblasen heraus. Sieht schon mal schick aus. Als kleiner Junge wäre ich so von Hamburg nach München und zurück in einer Tour gefahren…

Da kleine Samen sich an allem und jedem festsetzen, werden diese mit den Seifenblasen mitgerissen und so in der Stadt verteilt. Das Ergebnis: Blumen in jeder Gehweg-Fuge und Häuserritze. Schööön! 😀

Okay: So grün dürfte die Revolution dann auch wieder nicht sein. Die Stadt würde natürlich gegen den Wildwuchs angehen. Im schlimmsten Fall mit der chemischen Keule. 🙁 Dann lassen wir die Samen weg (von Zeit zu Zeit) und erfreuen uns einfach nur an einem „Kondensstreifen aus Seifenblasen“.

Keine Angst, liebe Stadt-Oberhäupter: Bloom gibt es, soweit ich weiß, noch nicht zu kaufen. Also tief durchatmen und selber Seifenblasen machen! [via]